Der mittelständische Unternehmer aus der Nähe von München versteht die Welt nicht mehr: Von Null auf hat er sein Unternehmen mit der Unterstützung seiner Hausbank innerhalb von sieben Jahren auf einen Umsatz von aktuell sechs Mio. Euro aufgebaut. Die Zeiten waren gerade am Anfang nicht immer einfach. Jetzt, wo er die Früchte erntet und das Ergebnis seines Unternehmens von Jahr zu Jahr steigert, zieht sich seine Bank immer mehr zurück. An eine Erhöhung seiner Betriebsmittellinie, die er auf Grund des Wachstums dringend benötigt, ist schon lange nicht mehr zu denken. Eher im Gegenteil: Seine Hausbank versperrt ihm sogar den Weg alternativen Finanzierungsquellen, in dem sie konsequent die Besicherungen blockiert – und dies, obwohl das finanzielle Engagement der Bank schon jetzt mehrfach übersichert ist. So wie dem Unternehmer aus München geht es vielen mittelständische Firmen in Deutschland, wie die aktuelle Unternehmerumfrage des BVMW belegt. Demnach schätzten zur Jahreswende weit über die Hälfte der Mittelständler ihre gegenwärtige Geschäftslage als gut oder sehr gut ein. Immerhin rund ein Drittel erwartete zum Jahreswechsel eine günstigere Entwicklung im Vergleich zum Vorjahr und eine etwa gleich hohe Anzahl Befragter plante höhere Investitionen im Unternehmen. Gleichzeitig beurteilten jedoch in dieser Befragung rund 40 Prozent der Unternehmen ihre Finanzierungssituation allenfalls als befriedigend oder sogar schlechter.
Gängige Instrumente sind immer schwerer zu nutzen
Die Schere, die sich hier öffnet, gibt Anlass zur Sorge, denn klar ist: Unternehmerisches Wachstum ist nur durch ausreichende Liquidität möglich. Dabei stehen Unternehmen in Deutschland – zumindest in der Theorie – eine Vielzahl von Alternativen zur Verfügung, wenn das Eigenkapital nicht ausreicht. Leasing, Factoring, mezzanine Finanzierungsformen und Asset Backed Securities sind gängige Instrumente, die jedem Geschäftsführer eines größeren Betriebs bekannt sein dürften, der zum Beispiel vor der Herausforderung steht, seinen Maschinenpark zu modernisieren. Dennoch bemerkt der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) in seiner aktuellen Broschüre „Finanzierungsalternativen“ an, dass die genannten Instrumente vom Mittelstand noch viel zu zögerlich genutzt werden – obwohl die Kreditvergabe der Hausbanken aufgrund der Finanzkrise und den schärfer werdenden Eigenkapital-Anforderungen deutlich restriktiver geworden ist.
Private Finanzierer agieren flexibler und schneller
Die Banken sind bestrebt, ihre Kreditrisiken immer weiter zu minimieren. Das fängt bei der Vergabe von Liquidität an, hört aber keineswegs dort auf. Den Weg ins Factoring oder in andere Finanzierungsformen versperrt die Hausbank oft genug, in dem sie selbst auf den Forderungen zur Besicherung bestehender Kreditlinien besteht. Ein weiterer begrenzender Faktor ist die Zeit. Eine Bearbeitungsdauer von mehreren Monaten ist bei den meisten Großbanken die Regel, manche Unternehmer sprechen sogar von Prüfungszyklen bis zu einem Jahr. Ein Alptraum für jeden Unternehmer, der einen Großauftrag in Aussicht hat und die benötigten Waren schnellstens vorfinanzieren muss.
Mit einem deutschlandweit bisher einmaligen Modell bietet die CapFlow AG seit 2011 erfolgreichen Mittelständlern einen Ausweg an. Unternehmen ab einem Umsatz von fünf Millionen Euro jährlich können bei CapFlow kurzzeitige, bankenunabhängige Liquidität für einen Zeitraum von maximal sechs Monaten zur Vorfinanzierung ihrer Aufträge beantragen. Im Gegensatz zur klassischen Großbank realisiert CapFlow eine Bearbeitungszeit von maximal drei Wochen – vorausgesetzt, alle benötigten Unterlagen zur Bilanz und Bonität des Unternehmens liegen vollständig vor. Natürlich prüfen wir Finanzierungsanträge genauso sorgfältig wie jeder andere Finanzierer, denn wir arbeiten mit dem Kapital privater Investoren und haben eine direkte Verantwortung ihnen gegenüber. Dennoch zeigt die Praxis, dass größere Mittelständler in der Regel über sehr genaue und aussagefähige Reportings verfügen, auf deren Grundlage eine Entscheidung meistens bereits innerhalb weniger Tage möglich ist.
Corporate Bonds als Alternative zum Börsengang
Beispiele wie dieses zeigen, dass Kreditklemme und Finanzierungsengpässe keine unabänderlichen Gesetzmäßigkeiten in Zeiten von Basel II/III und Bankenkrise sind. Handlungsbedarf besteht allemal, denn einer aktuellen Studie von Roland Berger Strategy Consultants zufolge fehlen in den nächsten Jahren rund 60 Mrd. Euro zur Vorfinanzierung des Umsatzes im deutschen Mittelstand. Da stimmt es zumindest ein wenig beruhigend, dass die Stuttgarter Börse in ihrer Befragung „Mittelstandsfinanzierung in Deutschland“ vom Herbst 2011 einen klaren Trend zu innovativen Finanzierungsinstrumenten erkennt. Insbesondere die Unternehmensanleihe (Corporate Bond) ist demnach als komplementäres Finanzierungsinstrument inzwischen im Mittelstand angekommen: Rund 83 Prozent der Befragten sind überzeugt, dass insbesondere diese Finanzierungsform weiter an Attraktivität gewinnen wird.
Über den Autor
Torsten Kleser ist Vorstand bei der CapFlow AG in München. Weitere Informationen: www.capflow.de
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