Zunächst die gute Nachricht: Ein massiver Konjunkturabschwung wie vor zehn Jahren ist momentan nicht zu befürchten. „Eine scharfe Rezession im eigentlichen Sinne, also ein deutliches Unterschreiten der Auslastung in den Unternehmen mit drastisch steigender Arbeitslosigkeit, ist derzeit […] nicht in Sicht“, bestätigt IfW-Präsident Gabriel Felbermayr gegenüber den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Dennoch rechnet das IfW für das 3. Quartal 2019 mit einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 0,3 Prozent. Und auch das Essener RWI-Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung prognostiziert ein Minus von 0,1 Prozent.
Globale Konflikte belasten deutsche Wirtschaft
Hauptursache für die abkühlende Konjunktur sind in erster Linie außenpolitische Ursachen. Vor allem die Unsicherheit rund um die weitere Entwicklung des Brexits und die weltweiten Handelskonflikte trüben das konjunkturelle Klima. „Das eigentliche Problem von Donald Trumps Handelsstreitigkeiten sind nicht die Zölle selbst, sondern die große Unsicherheit darüber, was noch kommt. Denn Unsicherheit ist Gift für Investitionsentscheidungen“, sagte IfW-Präsident Felbermayr.
Industrie schwach, privater Konsum stark
Formal befindet sich Deutschland zwar in „einer ‚technischen Rezession‘, eine gesamtwirtschaftliche Unterauslastung der Kapazitäten ist damit aber noch nicht verbunden“, bestätigt auch Stefan Kooths, Leiter des Prognosezentrums am IfW. Zwar schwächelt die Industrie nach neusten Zahlen deutlich, jedoch sind bei konsumnahen Dienstleistern nur teilweise Auswirkungen zu spüren und die Bauwirtschaft boomt sogar nach wie vor. Es muss weiter beobachtet werden, inwieweit die Schwäche der Industrie auf die gesamte Volkswirtschaft ausstrahlt.
2020/21 höheres Wachstum prognostiziert
Laut IfW wächst das Bruttoinlandsprodukt 2019, dank einem noch guten ersten Quartal, zwar nur um insgesamt 0,4 Prozent. Zum Vergleich: 2018 lag das Wachstum noch bei 1,5 Prozent. Dennoch schätzt das Institut für Wirtschaftsforschung die kommenden Jahre wieder positiver ein und rechnet 2020 mit einem Wachstum von 1 Prozent und 2021 sogar mit 1,4 Prozent. Auch das RWI sagt für das kommende Jahr 0,9 und für 2021 dann 1,3 Prozent Wachstum voraus. Allerdings ist „die Prognoseunsicherheit durch die gegenwärtigen handelspolitischen Spannungen besonders groß“, warnt Kooths, „wir gehen davon aus, dass die Handelskonflikte nicht weiter eskalieren und so die deutschen Ausfuhren allmählich wieder Fahrt aufnehmen.“