Dem bayerischen Mittelstand stehen einmal mehr große Umwälzungen bevor. Dies ist ein zentrales Ergebnis der diesjährigen Mittelstandsstudie der Commerzbank. Demnach müssen 40 Prozent der Unternehmen aus Bayern in den nächsten fünf Jahren einen Wechsel an der Führungsspitze bewältigen, meist aufgrund alters- oder gesundheitsbedingter Nachfolge. Die Führungswechsel wecken hohe Erwartungen an strategische Veränderungen und bieten dem Mittelstand gleichzeitig ein hohes Modernisierungspotenzial. Denn jedes zweite Unternehmen in Bayern sieht dafür großen Bedarf, so ein weiteres Ergebnis der Studie.
Für die Mittelstandsstudie hat das Marktforschungsinstitut Kantar TNS im Auftrag der Commerzbank über 2.000 mittelständische Unternehmer in ganz Deutschland, davon 325 Führungskräfte aus Bayern, befragt.
Viele Unternehmen müssen Führungspositionen neu besetzen
Auch wenn 29 Prozent der in der Studie befragten Unternehmen in den letzten fünf Jahren einen Wechsel an der Führungsspitze bereits vollzogen haben, stehen weiterhin vielen bayerischen Mittelständlern große Veränderungen bevor: Ein Führungswechsel, der auf 40 Prozent der Unternehmen bald zukommt und in den meisten Fällen auch ein Generationenwechsel ist, bietet aber viele Chancen, die die Unternehmen nutzen müssen.
Denn die bayerischen Unternehmer sehen sich aktuell mit vielen Herausforderungen konfrontiert. Für 51 Prozent der Befragten stellen insbesondere starke neue Wettbewerber und für 31 Prozent der Umbruch von Schlüsseltechnologien eine große Herausforderung dar.
Die Entwicklung neuer Geschäftsfelder planen die meisten Unternehmen (62 Prozent). Dies zeigt, dass der Großteil der Unternehmen versucht, sich rechtzeitig auf neue Technologien einzulassen und neue Produkte zu entwickeln. Trotzdem kämpfen 16 Prozent der Unternehmen im Freistaat mit überalterten Produkten und Dienstleistungen. Doch auch ihnen kann eine positive Modernisierung gelingen.
Mittelstand kann Wandel nutzen
„Mittelständische Unternehmen haben die besten Voraussetzungen, die Potenziale zu nutzen und den Wandel hin zum Unternehmen der Zukunft zu vollziehen. Zum einen ermöglichen ihnen flache Hierarchien und flexible Strukturen große Handlungsfähigkeit. Zum anderen können sie Investitionen in die Zukunftsfähigkeit finanziell besser realisieren als zum Beispiel Start-ups“, erläutert Michael Stark, Niederlassungsleiter der Commerzbank in München und verantwortlich für das Firmenkundengeschäft/Großkunden Süd.
Die Studie zeigt dazu auch konkrete Handlungsempfehlungen für die Unternehmen auf: Nicht nur junge, sondern auch etablierte Unternehmen sollten sich demnach frühzeitig nach Wachstumsmärkten umsehen und Produkte oder Dienstleistungen entwickeln, die dort erfolgreich sein können.
Beim Führungswechsel gehört zu einer erfolgreichen Übergabe die Analyse des Status quo, der Ziele und Bedarfe sowie der Machbarkeit des Wandels, so die Studie. Beide Generationen sollten hierbei zusammen mit Experten einen Umsetzungs- und Maßnahmenplan aufsetzen.
Heterogenes Management sorgt für Erfolg
Außerdem sollten mehr junge Mitarbeiter für Führungspositionen berücksichtigt werden, da jede Führungsgeneration wertvolle Ideen und Handlungsoptionen miteinbringen kann. Unternehmen in Bayern, denen die Umsetzung von Veränderungen erfolgreich gelungen ist, profitieren laut der Studie nach einem Generationenwechsel sowohl von erfahrenen Managern, die von außen ins Unternehmen kommen, als auch von Führungskräften unter 40 Jahren, welche häufig Gründermentalität in das Unternehmen hereinbringen und unternehmerische Zukunftsprojekte vorantreiben.
Gerade die heute notwendigen Veränderungsimpulse werden also häufig von jungen Führungskräften wie auch von Neueinsteigern im Unternehmen gesetzt. Sie sind im Management daher für etablierte Unternehmen besonders wichtige Impulsgeber, aber bisher zu selten an der Spitze der Unternehmen zu finden.
Dabei profitieren die Unternehmen im bayerischen Mittelstand am meisten von einem heterogenen Spitzenmanagement mit unterschiedlichem Management- und Erfahrungswissen und bleiben dadurch konkurrenzfähig, so die Studie. Die vollständigen Ergebnisse der Studie finden Sie hier.
1 Kommentare
Ich sehe einen Umbruch auch immer als Chance. Ich denke dass eine neue Unternehmensführung auch immer neue Ideen einbringt. Das wurde im Artikel ja schon sehr treffend festgestellt. Ich habe großen Respekt vor der Leistung aktueller Führungskräfte, nur steht mit dem digitalen Wandel eine große Herausforderung für den Mittelstand bevor. Hier kann der Input und das Verständnis einer neuen Generation an Führungskräften, die unter Umständen Digital Natives sind, entscheidend sein. Der Mittelstand verfügt über ein enormes Potential für digitale Medien und digitales Marketing. Dieses muss genutzt werden, um die Wettbewerbsfähigkeit behaupten zu können. Ein jüngere Generation von Führungskräften erkennt diese Potentiale in meinen Augen eher.