Mittelstand in Bayern
Alle NewsNEWS DEUTSCHLAND

Akzeptanz für Energiewende geht zurück

In der Wirtschaft stößt die Umsetzung der Energiewende zunehmend auf Kritik. Die Unternehmen hierzulande sind unzufrieden mit dem Status quo und der Unsicherheit über die Entwicklung der Energiewende. Dies geht aus der jüngsten Umfrage des IHK-Energiewende-Barometers hervor, die der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) vor Kurzem vorgelegt hat. An der Online-Erhebung beteiligten sich knapp 2.200 Mitgliedsunternehmen der Industrie- und Handelskammern (IHKs) aus ganz Deutschland.

Positive Entwicklung durchbrochen

Im Durchschnitt bewerten diese Unternehmen die Auswirkungen der Energiewende auf ihre Wettbewerbsfähigkeit mit -2,1 und damit erstmals seit 2015 negativ. Auf einer Skala von -100 bis +100 liegt die durchschnittliche Bewertung der Industrieunternehmen dieses Jahr sogar bei -13,9. Insgesamt sehen die Unternehmen also wieder mehr Risiken für die eigene Wettbewerbsfähigkeit als Chancen. In den Jahren 2016 (+0,8) und 2017 (+1,0) überwog noch die Zuversicht. Seit 2014 hatte sich die Bewertung der Energiewende durch die Unternehmen kontinuierlich verbessert, dieser Trend ist nun durchbrochen.

Hohe Strompreise als Ursache

Das Fazit von DIHK-Präsident Eric Schweitzer fällt daher ernüchternd aus: „Die Stimmung zur Energiewende ist gekippt. Die Akzeptanz schwindet vor allem wegen steigender Energiekosten, nicht nur bei Öl und Gas.“ Rund 40 Prozent der Unternehmen haben 2018 von steigenden Strompreisen berichtet, die Hauptlast trägt davon der Mittelstand. „In keinem EU-Land sind die Strompreise für mittelständische Industriebetriebe höher als hierzulande“, kritisiert der DIHK-Präsident.

Und er warnt: „Der aktuell diskutierte Ausstieg aus der Kohleverstromung wird zu weiteren Kostensteigerungen führen.“ Die Entwicklung betreffe nicht nur energieintensive Unternehmen. „Sie behindert Investitionen und die Neuansiedlung von Unternehmen in der Breite und wird damit zu einer gesamtwirtschaftlichen Herausforderung“, so Schweitzer.

Regionale Unterschiede der Bewertung

Interessanterweise wird die Energiewende in Deutschland nicht überall als negativ für die eigene Wettbewerbsfähigkeit gesehen. In den nördlichen Bundesländern Deutschlands ist die durchschnittliche Bewertung positiv, im Gegensatz zum Rest der Republik. Dafür gibt es verschiedene Gründe: Im Westen und Osten verunsichert die Diskussion um den Kohleausstieg viele Unternehmen. Dies betrifft vor allem die in den Revieren angesiedelte traditionelle Schwer- und Chemieindustrie. Im Süden bereitet die Versorgungssicherheit den Unternehmen Sorge. Mit der Abschaltung der letzten Atomkraftwerke entfällt in Süddeutschland bis 2022 gesicherte Leistung in erheblichem Umfang. Die Versorgungssicherheit muss vermehrt über die Stromproduktion aus anderen Energieträgern, aus anderen Regionen Deutschlands und durch Importe gewährleistet werden.

Notwendig sei daher ein zügiger Ausbau der Stromnetze und eine gleichzeitige Entlastung der Wirtschaft. Das fordern laut Energiewende-Barometer auch jeweils mehr als zwei Drittel der Unternehmen. „Zu den Top-Forderungen gehören die Senkung der Abgaben und Steuer, die Beschleunigung des Netzausbaus und die bessere Abstimmung der vielen Einzelmaßnahmen zur Umsetzung der Energiewende“, so Schweitzer. Als ersten Schritt zur Entlastung der Unternehmen schlägt der DIHK-Präsident vor, einen großen Teil der EEG-Umlage aus dem Bundeshaushalt zu finanzieren.

Sie finden die vollständigen Ergebnisse der Umfrage hier.

Ähnliche Artikel:

Einen Kommentar hinterlassen

* Mit der Nutzung dieses Kontaktformulares erklären Sie sich mit der Speicherung und Verarbeitung Ihrer Daten durch diese Website einverstanden.