Bayerns Wirtschafts- und Energieminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) hat beim gestrigen Energiegipfel ehrgeizige Ziele für die bayerische Energiepolitik bis 2022 ausgegeben. Die erneuerbare Energieerzeugung in Bayern soll in diesem Zeitraum Jahr für Jahr massiv ausgebaut werden.
Massiver Ausbau erneuerbarer Energien vorgesehen
So soll bis 2022 die Photovoltaik-Leistung durchschnittlich jedes Jahr um mindestens 500 Megawatt gesteigert werden. Zudem sehen die Energieziele 300 neue Windkraftanlagen und 3.000 zusätzliche Anlagen zur Kraft-Wärme-Kopplung in Bayern vor. Bei der Wärmewende legt der Minister den Fokus auf das Potenzial von Holz. Die bayerischen Biomasseanlagen sollen bis 2022 einen Anteil von 20 Prozent an der Wärmeerzeugung erreichen. Die Bayerische Staatsregierung setzt damit vor allem auf den dynamischen Ausbau der regenerativen Energien aus Wind, Sonne und Biomasse. Die Wasserkraft soll stabil auf dem heutigen Niveau bleiben. Aiwanger kündigte an, smarte Energiesteuerungen in sein Programm aufzunehmen und weitere Förderprogramme auf den Weg zu bringen.
Hohe Strompreise als Standortnachteil für Industriebetriebe
Doch die ambitionierte Energiepolitik wird auch ihren Preis haben: Laut aktuellem IHK-Energiewende-Barometer beklagen schon jetzt 48 Prozent der Industriebetriebe im Freistaat negative Auswirkungen der Energiepolitik auf ihre Wettbewerbsfähigkeit. „Die immer höheren Stromkosten durch die Energiewende sind ein immenses Problem für viele Unternehmen“, sagt Manfred Gößl, Hauptgeschäftsführer der IHK für München und Oberbayern.
Dies betreffe nicht nur die Industrie, sondern auch Einzelhandel und Gastronomie. „Besonders in der energieintensiven Industrie kann der Kostendruck durch die Energiewende zu Verlagerung von Produktion ins Ausland führen. Dadurch hat die Energiewende eine zentrale Bedeutung für den Industriestandort Bayern“, so Gößl. Entscheidend sei die Balance aus bezahlbaren Strompreisen, Versorgungssicherheit und Nachhaltigkeit. „Aus Sicht der Wirtschaft geht kein Weg an den zwei neuen Stromtrassen in Bayern vorbei. Diese sollten zügig gebaut werden. Dabei setzen wir auf die Akzeptanz aller Maßnahmen bei Wirtschaft und Bevölkerung“, so Gößl weiter.
Deutschland belegt durch hohe Abgaben, Steuern und Umlagen für Netzkosten im internationalen Vergleich einen negativen Spitzenplatz bei den Stromkosten für die Wirtschaft. In Europa liegt Deutschland laut EU-Kommission auf Platz Eins mit rund doppelt so hohen Industriestrompreisen wie in Frankreich, Tschechien oder Ungarn. In der IHK-Umfrage gibt ein Viertel der bayerischen Industrieunternehmen an, wegen der Energiewende Produktionskapazitäten ins Ausland verlegt zu haben oder diesen Schritt zu planen.
Versorgungssicherheit gefährdet
Auch die Versorgungssicherheit wird durch den Fokus auf Wind- und Solarenergie nicht verbessert: Laut IHK klagen bereits ein Fünftel der Industriebetriebe über Produktionsbeeinträchtigungen durch Mini-Stromausfälle. Grund dafür sind die zunehmende Rolle von wetter- und tageszeitenabhängigem Wind- und Solarstrom sowie fehlende Kapazitäten der Übertragungsnetze und der grundlastfähigen Kraftwerke.