Die Corona-Pandemie und die mit ihr verbundenen Einschränkungen haben zu einem historischen Einbruch der bayerischen Wirtschaft geführt. Seit Jahresbeginn ist der Konjunkturindex des Bayerischen Industrie- und Handelskammertages (BIHK) von 118 auf 81 Zähler abgestürzt. Das ist der bei weitem größte Stimmungsdämpfer zwischen zwei aufeinanderfolgenden Erhebungen seit dem Umfragebeginn im Jahr 1993. Der Indexwert liegt damit deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt und erreicht in etwa die Tiefpunkte der Finanzkrise 2009 sowie der New-Economy-Blase Anfang der 2000er Jahre. An der aktuellen Konjunkturumfrage des BIHK beteiligten sich Mitte Mai rund 4.000 Unternehmen im Freistaat. „Die Corona-Krise und der Shutdown haben der Wirtschaft quer durch fast alle Branchen massiv zugesetzt. Die Rückkehr zur Normalität wird ein langer und steiniger Weg. Ein wirtschaftspolitisches Gesamtpaket aus Entlastungen für die Betriebe und Rückenwind für Investitionen für einen zügigen Neustart ist daher dringend notwendig“, fordert BIHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Manfred Gößl für eine Erholung der Wirtschaft.
Optimismus steigt
Durch das langsame Hochfahren der Wirtschaft stehen die Zeichen bereits auf Erholung: Viele Unternehmen sind wieder vorsichtig optimistisch. Mehr als die Hälfte der Betriebe erwartet in den kommenden zwölf Monaten gleichbleibende oder bessere Geschäfte. „Sofern die Corona-Lockerungen zügig voranschreiten, eine zweite Infektionswelle ausbleibt und die Wirtschaft von der Politik jetzt ausreichend Rückenwind bekommt, dürfte der absolute Tiefpunkt der Krise bereits hinter uns liegen“, betont daher der BIHK-Chef.
Weitere Staatshilfen werden überwiegend abgelehnt
Gößl unterstreicht, dass in der Umfrage 82 Prozent der Befragten weitere direkte staatliche Unterstützungsmaßnahmen ablehnen. „Auch das ist ein Zeichen der Zuversicht und des gesunden Selbstvertrauens unserer Unternehmer. Außerdem wissen die Betriebsinhaber nur zu gut, dass die Fördermittel von heute die Steuererhöhungen von morgen sind“, erklärt der Hauptgeschäftsführer des BIHK.
Schlechte Aussichten für besonders betroffene Branchen
Finanziell scheint die überwiegende Mehrheit der Betriebe bislang noch relativ gut durch die schwere Krise zu kommen: Mit Liquiditätsengpässen in den kommenden Monaten rechnen aktuell nur rund ein Fünftel der Unternehmen. Von einem schlechten oder gar keinem Zugang zu Krediten berichten 12 Prozent der Betriebe. Eine Insolvenz befürchten immerhin 6 Prozent der Befragten. Die negativen Rückmeldungen stammen vermehrt aus den Branchen mit verzögerter Öffnungsperspektive wie Gastronomie, Tourismus, Einzelhandel sowie Messe- und Veranstaltungswirtschaft.
Jedes dritte Unternehmen vor Stellenabbau
„Das größte Problem für die Wirtschaft ist derzeit die enorme Unsicherheit über die weitere Geschäftsentwicklung“, sagt Gößl. Fast zwei Drittel der Befragten berichten über Schwierigkeiten, an neue Aufträge zu kommen. Bestehende Aufträge würden in vielen Fällen storniert. Mittelfristig will daher jedes dritte Unternehmen seine Belegschaft reduzieren, nur jedes zwanzigste Unternehmen will Personal aufbauen. Betriebsbedingte Kündigungen gibt es jedoch bisher nur bei acht Prozent der Unternehmen.