Die Integration von Flüchtlingen in Ausbildung und Arbeit befindet sich im Freistaat auf einem guten Weg. Laut einer aktuellen Umfrage des Bayerischen Industrie- und Handelskammertags (BIHK) beschäftigt bereits knapp ein Viertel der befragten Betriebe (24 Prozent) Flüchtlinge als Auszubildende, Fach- oder Hilfskräfte.
Ein Jahr zuvor lag dieser Anteil noch unter einem Fünftel (19 Prozent). Die Flüchtlinge arbeiten zumeist als Hilfskräfte (53 Prozent aller von Flüchtlingen besetzten Stellen), absolvieren eine Ausbildung (27 Prozent) oder ein Praktikum (13 Prozent). Als Fachkräfte haben derzeit lediglich 7 Prozent eine Beschäftigung gefunden.
Im bundesweiten Vergleich belegt der Freistaat mit diesen Zahlen dennoch einmal mehr Spitzenplätze. Bayerns Wirtschaftsminister Franz Josef Pschierer (CSU) lobt für diese Leistung ausdrücklich die Betriebe: „Dank der Initiative ‚Integration durch Ausbildung und Arbeit‘ steht Bayern bei der Integration von Flüchtlingen im bundesweiten Vergleich an der Spitze. Das ist eine enorme Leistung insbesondere der Betriebe.“ Gleichzeitig schränkt er ein: „Wir müssen uns bei der Integration von Flüchtlingen aber auf diejenigen konzentrieren, die absehbar langfristig in Bayern bleiben werden. Rechtssicherheit sind wir den Betroffenen, aber auch unseren Betrieben schuldig.“
Unsicherheiten bleiben bestehen
Als größte Probleme geben auch die Unternehmen neben den fehlenden Sprachkenntnissen die rechtlichen Unsicherheiten an. Zwar nennt rund ein Sechstel der Betriebe (16 Prozent) die Sprache als Grund für den Abbruch eines Ausbildungs- oder Arbeitsverhältnisses. Bei 11 Prozent der Betriebe beendeten aber rechtliche Hürden wie eine entzogene Arbeitserlaubnis oder eine Abschiebung die Beschäftigung eines Flüchtlings. „Um die Flüchtlinge noch schneller zu integrieren und als dringend benötigte Fachkräfte zu qualifizieren, ist eine bessere Sprachförderung sowie nach wie vor mehr rechtliche Sicherheit notwendig“, so BIHK-Präsident Eberhard Sasse dazu.
Neben einem Ausbau der Arbeit in den Berufsintegrationsklassen an den bayerischen Berufsschulen fordert die Wirtschaft auch den gezielten Einsatz von Lehramtsstudenten zur Sprachförderung in Berufsschulen. Besondere Unterstützung durch längere Bearbeitungszeit bei Prüfungen, einfachere Aufgabenstellungen und die Hinzunahme von Wörterbüchern könnten ebenfalls Hürden für Flüchtlinge in der Berufsschule verringern, so Sasse.
Außerdem macht sich die Wirtschaft weiterhin für eine intelligente Stichtagsregelung für mehr Rechtssicherheit für die Flüchtlinge und die Betriebe stark. Flüchtlingen, die bereits beruflich ausgebildet sind, soll damit der Weg zu einem gesicherten Aufenthalt geöffnet werden. „Eine solche Regelung wäre ein starkes politisches Signal für Klarheit und ein Schlussstrich unter das Tauziehen um das Aufenthaltsrecht vieler Flüchtlinge, die sich gut integriert haben und für ihren eigenen Lebensunterhalt aufkommen wollen“, betonte Sasse. Die Regelung würde auch Rechtssicherheit für die fast 10.000 Flüchtlinge schaffen, die dieses Jahr im Freistaat die berufsvorbereitenden Klassen der Berufsschulen beenden und im Anschluss eine Ausbildung oder Arbeit suchen. Aktuell absolvieren bereits 3.675 Flüchtlinge eine Ausbildung in bayerischen Betrieben aus Industrie, Handel und Dienstleistungen.