In nicht mal mehr zwei Wochen – am 23.Juni – ist es soweit. Die Briten stimmen über ihren Verbleib in der EU ab. Bei aktuellen Umfragen liefern sich Befürworter und Gegner des Brexit ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Mal haben die einen, mal die anderen die Nase vorne. Das Zittern der deutschen, und vor allem bayerischen Wirtschaft geht also weiter. Der Hauptgeschäftsführer der der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) Bertram Brossardt erklärt, warum Bayern ein großer Verlierer des Brexit wäre: „Großbritannien ist mit 7,5 Prozent der Ausfuhren der drittgrößte Exportmarkt Deutschlands. Für Bayerns Außenhandel ist das Vereinigte Königreich sogar noch wichtiger. Seit dem vergangenen Jahr ist es mit 8,6 Prozent der Ausfuhren hinter den USA der zweitgrößte Exportmarkt Bayerns. Deutschland und Bayern weisen gegenüber dem Vereinigten Königreich zudem einen hohen Exportüberschuss auf, besonders bei Kraftwagen und Maschinen. Auch bei den Investitionen ist die Verflechtung zwischen unseren Ländern groß. 11 Prozent aller deutschen Direktinvestitionen im Ausland wurden in Großbritannien getätigt. Umgekehrt stammen 8,1 Prozent aller ausländischen Direktinvestitionen in Deutschland aus Großbritannien, in Bayern sind es sogar 9,7 Prozent. Das zeigt: Unsere Wirtschaft wäre von einem Brexit besonders betroffen.“
Mehrheit der britischen Unternehmen klar gegen Brexit
Doch nicht nur die Unternehmen in Deutschland machen sich Sorgen um die Auswirkungen des Brexit, auch die britischen Unternehmen haben Angst vor negativen Folgen. Vier von fünf Unternehmensführern in Großbritannien und Deutschland sprechen sich klar gegen einen Brexit aus. Dabei sagen sie als Folge eines Austritts vielfach negative Effekte für Arbeitsmärkte, Umsätze und Investitionen der eigenen Branchen und in ihren Unternehmen voraus. Das ist das Ergebnis einer aktuellen repräsentativen Befragung durch die britische Economist Intelligence Unit im Auftrag der deutschen Bertelsmann Stiftung. Danach wünschen sich 79 Prozent der befragten Unternehmer, Geschäftsführer und leitenden Angestellten, das Vereinigte Königreich solle in der EU verbleiben.
„Ein Brexit wäre für alle Beteiligten ein schwerer Nachteil“
Nach Überzeugung der vbw würde insbesondere das Vereinigte Königreich für einen Austritt einen hohen Preis zahlen. „Die EU ist schließlich der größte Binnenmarkt der Welt und für Großbritannien mit Abstand der wichtigste Absatzmarkt. Ein Brexit könnte für die britische Wirtschaft Wachstumseinbußen von bis zu zehn Prozent zur Folge haben. Auch Londons Status als Finanzzentrum der EU wäre kaum zu halten“, so Brossardt. Der vbw Hauptgeschäftsführer macht deutlich, dass durch einen Brexit letztlich Wachstum, Beschäftigung und Wohlstand in der gesamten EU sinken würden: „Denn mit dem Vereinigten Königreich würde ein Nettozahler aus der EU ausscheiden, Exporte und Importe würden sich verteuern und das verlangsamte britische Wachstum würde die Nachfrage nach Exportgütern dämpfen.“
Auch der Präsident der ifo-Instutits Clemens Fuest hat sich gegen einen britischen Austritt aus der EU ausgesprochen. „Ein Brexit wäre für alle Beteiligten ein schwerer Nachteil. Deutschland wäre der größte Verlierer, weil Großbritannien ein sehr großer Markt für unsere Exportprodukte ist. Außerdem würden wir in der EU einen bedeutenden Mitstreiter für Freihandel verlieren. Für Großbritannien wäre ein Brexit eine Selbstbeschädigung, denn auch die EU ist wiederum sein größter Markt.“