Mehr als eine Million ukrainische Geflüchtete sind bereits in Deutschland registriert. Seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine sind rund 155.000 Menschen allein nach Bayern geflüchtet. Viele suchen Arbeit und werden auch hierzulande dringend gebraucht.
Am Freitag, dem 24. Februar, jährte sich der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine. Der bayerische Arbeitsmarkt rechnet mit zahlreichen Menschen, die mit gut erworbenen Deutschkenntnissen in den Arbeitsmarkt einsteigen können. Im April und Mai hätten viele der meist weiblichen Flüchtlinge ihre Integrationskurse abgeschlossen und stünden dem Arbeitsmarkt zur Verfügung, erklärte der Leiter der Regionaldirektion Bayern der Bundesagentur für Arbeit, Ralf Holtzwart, am vergangenen Donnerstag in Nürnberg.
Viele Geflüchtete auf dem bayerischen Arbeitsmarkt zu erwarten
„Die Sicherung und Erweiterung der Fachkräftebasis ist ein entscheidender Faktor für unsere Wirtschaft, für unseren Wohlstand“, so Bayerns Innenminister Joachim Herrmann. Ein Großteil des Wachstums der bayerischen Wirtschaft in den letzten Jahren sei nur dank der Zuwanderung von Arbeitskräften aus dem Ausland möglich gewesen, betonte Holtzwart.
12.188 Menschen seien bereits sozialversicherungspflichtig beschäftigt, sagte Holtzwart. Knapp 22.000 werden als Arbeitslose geführt, die Übrigen befinde sich in Integrations- und Sprachkursen. Ziel sei zunächst mindestens eine Halbierung der Zahl der Arbeitslosen. „Deutlich unter 10 000 Arbeitslose – da wollen wir hin“, so Holtzwart
Viele besuchen weiterhin Sprachkurse
Die Sprachkenntnisse sind das Haupthindernis bei der Integration der Geflüchteten in den Arbeitsmarkt. Nur sehr wenige beherrschen die deutsche Sprache, die eine wichtige Voraussetzung für den Zugang zu qualifizierter Beschäftigung ist. Das Ergebnis einer Studie mehrerer Forschungsinstitute, an der auch das Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) beteiligt war, lautet, dass nur etwa vier Prozent der Geflüchteten gut oder sehr gut Deutsch sprechen.
Rund 21.000 der ukrainischen Geflüchteten besuchen derzeit noch Sprachkursen in Bayern. Es wird erwartet, dass 16.000 von ihnen im April oder Mai ein Sprachzertifikat erhalten werden. „Diese Ukrainer haben sehr gute Chancen, auf dem Arbeitsmarkt unterzukommen“, so der Chef der bayerischen Arbeitsagenturen, Ralf Holtzwart.
Herausforderungen auf dem Weg zum Arbeitsmarkt
Holtzwart fordert, dass es das Ziel sein müsse, die Ukraine-Flüchtlinge so weit wie möglich entsprechend ihrer Vorbildung und beruflichen Qualifikation einzusetzen. Dies sei eine Herausforderung. Viele von ihnen verfügen zum Beispiel über einen Hochschulabschluss, weil das ukrainische Bildungssystem diesen auch für Berufe vorsieht, die in Deutschland andere Zugangsvoraussetzungen erfordern. Hier ist die Geduld der Arbeitgeber gefragt, die Menschen einzustellen und beruflich weiterzubilden.
Die bayerische Grünen-Politikerin Gülseren Demirel forderte in diesem Zusammenhang schnellere berufliche Anerkennungsverfahren für Geflüchtete aus der Ukraine. „Diese Fachkräfte sind wichtig für uns. Wir dürfen nicht zulassen, dass sie in prekäre Beschäftigungen abrutschen“, erklärte sie.