Mit dem am 3. Juli von der Bundesregierung vorgestellten „Weißbuch Strommarktdesign“ werden nach Ansicht des Digitalverbands Bitkom die richtigen Weichen für das Energiesystem der Zukunft gestellt. „Wir stehen vor einer digitalen Energiewende“, sagte Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. „Die großen Kohle-, Gas- und Atomkraftwerke verlieren an Bedeutung. Künftig wird die intelligente Vernetzung von Erzeugern erneuerbarer Energie, den großen Energiekonzernen und den Verbrauchern eine effiziente Energieversorgung garantieren.“ Der bereits erfolgte Systemwandel von ehemals wenigen Hunderten fossilen Kraftwerken in Deutschland zu heute schon mehr als 1,5 Millionen Solar- und Windkraftanlagen erfordert eine völlig neue Flexibilität bei der Stromerzeugung, Verteilung und Nutzung. Rohleder: „Deutschland hat mit seinen Erfahrungen bei der Energiewende die besten Voraussetzungen, zum Weltmarktführer rund um das Intelligente Energienetz zu werden.“
Aus Sicht des Bitkom sollte es insbesondere jungen und innovativen Unternehmen so einfach wie möglich gemacht werden, am Energienetz der Zukunft mitzuwirken. Derzeit werden zum Beispiel sogenannte Aggregatoren, die mit Hilfe von IT Stromangebot und -nachfrage intelligent ausgleichen, gegenüber klassischen Stromlieferanten benachteiligt. Rohleder: „Auf das Weißbuch muss jetzt schnell der nächste Schritt folgen. Wer frische Ideen will, muss auch innovative Akteure am Markt zulassen.“ Vor allem Start-ups müssten es leichter haben, auf dem Energiemarkt tätig zu werden, in dem überbordende Regulierung abgebaut wird. „Während Start-ups im Silicon Valley ihr Geld in die besten Programmierer investieren können, müssen deutsche Start-ups mit Ideen für die Energiewende erstmal Juristen beschäftigen“, so Rohleder.
Zudem fordert Bitkom die dringend notwendigen Investitionen in die Infrastruktur endlich anzugehen. „Vom lange angekündigten Verordnungspaket intelligente Netze ist noch nichts zu sehen. Was bringt es, wenn der Strom im Großhandel sonntags faktisch umsonst ist, dieses Preissignal aber beim Verbraucher nicht ankommt?“, fragt Rohleder. „Ohne intelligente Netze gibt es keine effiziente, ressourcenschonende Energieversorgung.“