Der BVMW Bayern diskutierte letzte Woche im Rahmen eines Web-Seminares mit Prof. Dr. Monika Schnitzer von der Ludwig-Maximilians-Universität München über die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise. Im Fokus standen dabei Fragen zur Konjunktur in Deutschland und Europa, den geplanten Hilfspaketen, dem europäischen Handel und den mittelständischen Unternehmen in der Zeit nach der Corona-Krise.
Prof. Dr. Schnitzer ist als Mitglied des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung seit 2020 eine der so genannten „Wirtschaftsweisen“, die regelmäßig Prognosen und Empfehlungen an die Bundesregierung abgeben. Zudem ist sie Lehrstuhlinhaberin für Komparative Wirtschaftsforschung an der LMU München. Der Schwerpunkt ihrer Forschung und Lehre liegt im Bereich der Wettbewerbspolitik, der Innovationsökonomik und der multinationalen Unternehmen.
Aktuelle Konjunkturprognose vorgestellt
Im Online-Gespräch, moderiert von Achim von Michel, Pressesprecher und Landesbeauftragter Politik des BVMW Bayern, stellte Prof. Schnitzer zunächst die aktuelle Konjunkturprognose des Sachverständigenrates vor. Demnach erwarten die Experten eine baldige Erholung des Konsumniveaus: Für das Jahr 2020 rechnen die Experten zwar noch mit einem Rückgang des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 6,5 Prozent, erklärte Prof. Schnitzer. Nächstes Jahr erwarten sie dann aber eine Phase der Erholung und ein positives Wachstum von 4,9 Prozent. Damit dürfte das BIP im Jahr 2022 wieder auf dem Niveau vor der Pandemie liegen. Die Arbeitslosenquote wird in den kommenden Monaten weiter ansteigen und erst im Jahresverlauf 2021 wohl langsam wieder zurückgehen.
In Europa sieht es ähnlich aus, wenn auch mit stärkeren Ausschlägen: Für den Euro-Raum rechnet der Sachverständigenrat mit einem Rückgang des realen BIP im Jahr 2020 um 8,5 Prozent und einem positiven Wachstum von 6,2 Prozent im Jahr 2021.
Zuschüsse statt Kredite innerhalb der EU sinnvoll – aber unter Bedingungen
Angesprochen auf die hohe Schuldenlast vieler EU-Staaten betonte Prof. Schnitzer, dass Zuschüsse aus dem EU-Hilfspaket eher als Kredite das Mittel der Wahl seien, um den schwer getroffenen Krisenländern zu helfen. Diese müssten jedoch an erfüllbare Bedingungen geknüpft werden.
Deutschland könne sich anders als viele andere EU-Staaten hingegen die Aufnahme neuer Schulden leisten: Die Expertin erklärte im Hinblick auf das deutsche Konjunkturpaket und seine vielfältigen Maßnahmen, dass damit ein ziemlich breit gestreuter Effekt erreicht werden könne.
Auf die Frage eines Teilnehmers, wie sich die Corona-Krise auf die Inflation auswirken wird, antwortete Prof. Dr. Schnitzer: „Wir rechnen weder mit einer Deflation noch mit einer Hyperinflation. Aktuell sehen wir einen leichten Rückgang der Inflation […], wie konkret sich das aber weiter entwickeln wird, wird die Zeit zeigen.“
Trotz Lockerungen unsichere Aussichten
Die Wirtschaftswissenschaftlerin gab dennoch auch zu bedenken, dass mit einer deutlich länger anhaltenden Schwächephase zu rechnen sei, falls es nicht gelingen sollte, die Anzahl der Neuinfektionen weiter gering zu halten und den bisherigen Lockerungskurs fortzusetzen. „Es kommt darauf an, dass wir wieder auftretende Infektionen so eindämmen, dem so nach gehen, dass wir das lokal begrenzen können“, so Prof. Dr. Schnitzer.
Das vollständige Webinar finden Sie HIER.