Der aktuell diskutierte Stufenplan für eine Wiederöffnung der Wirtschaft nach einem Rückgang der lokalen Inzidenzzahlen findet großen Zuspruch in der Wirtschaft. Sobald die Infektionszahlen auf ein nachvollziehbares Niveau zurückgehen, sollen demnach schrittweise Öffnungen erfolgen. Wirtschaftsvertreter betonen in diesem Zusammenhang die Verpflichtung der Politik, sämtliche Einschränkungen nachvollziehbar zu gestalten und den Unternehmen mit epidemiologisch fundierten Öffnungskonzepten eine Perspektive und Planbarkeit zu geben.
Schrittweise Öffnungen bei Inzidenzen von unter 50 und 25
Die Einführung eines solchen Stufenplans würde bedeuten, dass bestimmte Branchen wieder ihren Betrieb aufnehmen können, sobald die örtliche Inzidenz unter einem bestimmten Schwellenwert liegt. Ein aktueller Vorschlag des niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil (SPD) sieht zum Beispiel vor, dass ab einer Inzidenz von unter 50 pro 100.000 Einwohner wieder Schulen, Kitas, Restaurants und der Einzelhandel öffnen dürfen. Ab einer Inzidenz von unter 25 könnten demnach auch wieder Kinos und Theater aufmachen, die Kontaktbeschränkungen würden zudem gelockert. In weiten Teilen Bayerns sind die 7-Tage-Inzidenzen nicht mehr weit von dem Schwellenwert 50 entfernt. So liegt die Inzidenz in München zurzeit bei etwa 62, sodass die Münchner Bekleidungs-Einzelhändlerin Brigitte Meier Im TV-Talk mit Anne Will am Sonntagabend bereits baldige Öffnungen für den Einzelhandel angemahnt hat. „Ich fordere, dass wir jetzt mit klugen und vorsichtigen Maßnahmen an den Start gehen können“, sagte Meier in der Talkshow.
Eine Milliarde Euro Schaden pro Woche
Der Bayerische Industrie und Handelskammertag (BIHK) schätzt unterdessen, dass jede Woche des Lockdowns die bayerische Wirtschaftsleistung um mehr als eine Milliarde Euro schmälert. „In den besonders betroffenen Branchen herrscht Verzweiflung bis zur blanken Existenzangst. Deswegen betonen wir erneut: Jeder Lockdown und jede Verlängerung muss Hand in Hand mit schnellen Hilfen und einem Öffnungsplan gehen“, sagt Eberhard Sasse, Präsident des Bayerischen Industrie- und Handelskammertags (BIHK).
Auch der Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) fordert einen Stufenplan für baldige Lockerungen: „Das Konzept des Stufenplans sorgt für Planbarkeit in den Unternehmen, die bisher überhaupt nicht wissen, wann sie wieder ihren Betrieb aufnehmen können“, sagt Achim von Michel, Landesbeauftragter für Politik im BVMW in Bayern. Eine klare Aussicht für die Wiederaufnahme von Geschäftsbetrieben sei aus Sicht des Mittelstandsverbands längst überfällig und stelle ein überlebenswichtiges Signal für die angeschlagenen Unternehmen dar.