Die Digitalisierung verändert nicht nur unser Konsumverhalten und die Arbeitswelt, sondern auch den Kapitalmarkt: Mithilfe von Crowdinvesting ist es nun auch weniger kapitalstarken Privatanlegern möglich, in Unternehmen und große Bauvorhaben zu investieren. Die zu erzielende Rendite übersteigt die Erwartungen, die derzeit an konventionelle Finanzprodukte gestellt werden können, erheblich; Bauträger können sich über eine bankenunabhängige Finanzierung freuen. Doch es gibt auch Risiken.
Crowdinvesting oder Crowdfunding?
Wer keine immensen Summen aufbringen kann oder möchte, hat es als Sparer in diesen Tagen schwer: Tages- und Festgeld werfen kaum noch Zinsen ab, ein von Fachleuten erwarteter Anstieg der Inflation führt zu einer schleichenden Enteignung der Anleger. Mit dem Crowdinvesting können sich Sparer ein wenig von der Entwicklung der Kapitalmärkte abkoppeln. Bei dieser Finanzierungsform werden Großprojekte durch eine Reihe von Kleinanlegern gestemmt, die über Portale wie Exporo.de Zugang zum Immobilienmarkt erhalten. Die Assoziation mit dem bekannteren Begriff des Crowdfundings ist nicht gänzlich falsch, auch hier steht die Masse von Kleinanlegern im Mittelpunkt, die die Realisierung eines Projektes ermöglicht. Im Unterschied zum Crowdinvesting wird das Geld allerdings gespendet und es besteht beim Investor keine Gewinnerzielungsabsicht.
Crowdinvesting: Nicht frei von Risiken
Die Bauträger haben durch diese Finanzierungsform die Möglichkeit, ein Projekt zumindest teilweise ohne Bankkredit finanzieren zu können. Die Problematik liegt bei Hypothekenkrediten in der Regel darin, dass ein lückenloser Finanzierungsplan vorgelegt werden muss – nach der letzten Finanzkrise sind die Geldhäuser bei der Kreditvergabe insgesamt vorsichtiger geworden. Sparer können dadurch Erträge von mehr als 5 % jährlich erwirtschaften, allerdings nicht ganz ohne Risiko: Denn im Grunde handelt es sich um Wagniskapital, welches im Unterschied zu den meisten anderen Investments auch komplett verloren gehen kann. Bei einer Insolvenz des Bauträgers dürfte es mit der traumhaften Rendite vorbei sein; eine Regulierung oder gar Aufsicht existiert derzeit noch in keiner Weise. Allerdings hält sich das Risiko bei vielen Bauprojekten in Grenzen, häufig sind beispielsweise Eigentumswohnungen bereits zu einem großen Teil verkauft und die Baugenehmigung wurde bereits erteilt. Im Unterschied zum Start-up wird mit einem Bau natürlich auch ein bleibender Gegenwert geschaffen, der das Verlustrisiko weiter minimiert. Aufgrund der dennoch vorhandenen Gefahren warnen Fachleute davor, einen nennenswerten Anteil der Altersvorsorge in Crowdinvesting anzulegen.
Schwarmfinanzierung erfordert Transparenz
Auch für die Begünstigten der Finanzierung hat das Crowdinvesting durchaus seine Tücken: Bei einer Bank muss ein neu gegründetes Unternehmen, welches einen Kredit beantragt, einen Businessplan vorlegen. Dass darin teils detailliert dargelegte Geschäftsmodell gerät ebenso wie die strategische Ausrichtung nicht an die Öffentlichkeit – was beim Werben um Kleininvestoren hingegen keinesfalls vermieden werden kann. Bei der Finanzierung von Immobilien durch Crowdinvesting ist dieser Aspekt allerdings zu vernachlässigen, der Zweck des Bauvorhabens ist ohnehin eindeutig.
Wachstum erwartet
Aufgrund der Entwicklung des Crowdinvestings kann diese Finanzierungsform eine immer wichtigere Rolle bei der Finanzierung von Immobilien spielen. Allein im dritten Quartal 2016 stieg das Investitionsvolumen im Bereich der Immobilienfinanzierung auf 9,5 Millionen Euro – was gegenüber dem Vorjahreszeitraum beinahe einer Vervierfachung gleichkommt. Internationale Konzerne wie Google oder Vodafone starten bereits eigene Crowdinvesting-Projekte, und selbst die Volksbank Bühl setzt auf die Finanzierung durch Kleinanleger: Dem ortsansässigen Sportverein SV Bühlertal wird mithilfe der Schwarmfinanzierung ein neuer Kunstrasen ermöglicht.