Es bestehen bedeutende Unterschiede zwischen Geschäftsführern von Familienunternehmen und Nicht-Familienunternehmen, wie die Studie “Soziales Wesen oder kalter Zahlenmensch” des Instituts für Mittelstandsforschung (ifm) der Universität Mannheim aufzeigt. Familienunternehmer führen anders: Sie denken mitarbeiterorientierter und kümmern sich stärker um soziale Belange als die Vergleichsgruppe. Die repräsentative Untersuchung wurde im Auftrag der Stiftung Familienunternehmen erstellt. Ziel war es, herauszufinden, wie nahe beide Gruppen von Unternehmen dem “homo oeconomicus” stehen, der für sich Nutzen und Gewinn maximiert.
Über 90 Prozent der befragten Familienunternehmen gaben an, dass es sehr wichtig sei, den Mitarbeitern einen gesicherten Arbeitsplatz zu bieten. Dagegen waren es nur rund 75 Prozent der Nicht-Familienunternehmer, die dem zustimmten. Karitative und sportliche Aktivitäten, Vereine oder Stiftungen werden von beiden Gruppen gefördert. Mit fast 60 Prozent liegt das Engagement der Familienbetriebe jedoch um fast 20 Prozent höher als bei der Vergleichsgruppe. „Die Familienunternehmen kommen dem ‚Good Corporate Citizen‘, der eher verantwortlich und im Sinne der Gesellschaft handelt, sehr nahe“, stellt ifm-Direktor und Mitautor der Studie, Prof. Dr. Michael Woywode, fest.
Überrascht waren die Wissenschaftler, dass keine Unterschiede bei der Risikobereitschaft und Gewinnorientierung festzustellen waren. “Familienunternehmen verfolgen zwar ihre ganz eigenen Ziele, die besonders den Erhalt der Unabhängigkeit und das langfristige Bestehen des Unternehmens im Fokus haben. Trotzdem nehmen sie die Marktsituation professionell und bewusst wahr und stellen sich in diesem Punkt mit Großunternehmen gleich”, erklärt Dr. Detlef Keese, Forschungsbereichsleiter am Mannheimer Institut und Mitautor der Studie.
Einen Schwerpunkt legt die Untersuchung auf das Thema Besteuerung. Beide Unternehmenstypen sind sich auch in diesem Punkt einig. Sie erachten es als wichtig, Steuern zu zahlen, um die staatliche Handlungsfähigkeit zu gewährleisten. Die Erbschaftsteuer hingegen wird als höchst ungerecht empfunden. Weniger als 17 Prozent der Befragten halten sie für gerecht. Vor allem Unternehmen, die vor 1945 gegründet wurden und solche, die in den letzten Jahren eine Unternehmensnachfolge vollzogen haben, lehnen diese Form der Substanzbesteuerung ab.
Die Stichprobe für die Befragung umfasst rund 600 Interviews mit den Inhabern beziehungsweise Geschäftsführern von Familienunternehmen sowie mit Geschäftsführern bei Nicht-Familienunternehmen jeweils in der Größenklasse von mehr als 50 Mitarbeitern. Knapp die Hälfte davon sind Familienunternehmen.