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Deutsche Wirtschaft fordert mehr Realitätssinn in den europäischen Klimazielen

Laut einer neuen Studie der DIHK und VKU kann das von der EU-Kommission angestrebte Klimaziel für 2040 nur noch durch neue Maßnahmen und erhebliche Investitionen realisiert werden. Sollten für die Umsetzung der Klimaschutzpläne nicht 3 bis 4,5 Billionen Euro eingesetzt werden, erscheint die geforderte Reduktion der Treibhausgase nicht erreichbar.

In der am 1. Oktober 2024 veröffentlichten Studie untersuchte die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) gemeinsam mit dem Verband kommunaler Unternehmen (VKU) das von der Europäischen Union (EU) vorgeschlagene Klimaziel für 2040. Sie zeigten auf, durch welche Maßnahmen das Ziel noch erreicht werden kann und welche Auswirkungen diese Maßnahmen auf Deutschland haben.

Die angestrebten Klimaziele der EU

Die EU hat sich ehrgeizige Klimaziele gesetzt: Bis 2050 soll die Treibhausgasneutralität erreicht werden, bis 2040 sollen 90 Prozent weniger Treibhausgase als 1990 produziert werden und bis 2030 soll die Reduktion bereits bei 55 Prozent liegen. Schon bei der Planung dieser Ziele war klar, dass es sich um ein ambitioniertes Vorhaben handelt, das ein umfassendes Maßnahmenpaket erfordert. Sie beruhen jedoch auf der wissenschaftlichen Notwendigkeit, die Auswirkungen des Klimawandels noch zu begrenzen.

Die aktuellen Emissionsprognosen der EU-Mitgliedstaaten deuten jedoch darauf hin, dass bereits das Ziel einer Treibhausgasreduktion um 55 Prozent bis 2030 deutlich verfehlt werden könnte, weshalb folglich in den Jahren 2031 – 2040 noch schärfere Maßnahmen erforderlich wären.

Die Umsetzung des Ziels beruht auf erheblichen Kosten

Um die Treibhausgase bis 2030 doch noch ausreichend zu reduzieren, sind substanzielle Reformen der rechtlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen notwendig. Wie unrealistisch dies scheint, zeigen die konkreten Maßnahmen, die zum Erreichen des Ziels nötig sind: Der Stromsektor soll zu 81 bis 87 Prozent aus erneuerbaren Energien bestehen, der Verkehr zu 75 Prozent elektrifiziert und der Energieverbrauch von Gebäuden halbiert werden. Zudem sollen die Emissionen im Industriesektor durch die Verwendung von Wasserstoff reduziert werden. Diese systemtechnischen Veränderungen erfordern enorme Investitionen, die auf 3 bis 4,5 Billionen Euro geschätzt werden. Dieser EU-Vorschlag überfordert sowohl Deutschland als auch Europa und sei laut der neuen Studie nicht umsetzbar.

Unternehmen fordern realistischere Zielsetzungen auf EU-Ebene

Die DIHK und der VKU fordern auf Basis der nicht durchführbaren Maßnahmen mehr Realitätssinn seitens der EU. Statt das Klimaziel bis 2040 zu verschärfen, weil das kurzfristige Ziel nicht erreicht werden kann, sollte der Fokus daraufgelegt werden, das Ziel bis 2030 kosteneffizient zu erreichen. Laut DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks hat die energieintensive Industrie in Deutschland in den vergangenen Jahren im europäischen Vergleich bereits einen deutlichen CO2-Einsparpfad eingeschlagen. Wenn jetzt noch höhere Klimaziele gesetzt würden, führe dies zu „zu einer tiefen Verunsicherung in der Breite der Wirtschaft“, warnt Dercks weiter. Viele Unternehmen befürchten, dass durch das feste politische Ziel noch höhere Energiekosten und mehr Regulierungen auf sie zukommen, was angesichts der ohnehin schon hohen Kosten für Strom und Gas für viele Unternehmen problematisch werden könnte.

Deshalb sei es wichtig, in Zukunft rechtzeitiger, koordinierter und entschlossener zu handeln, um Klimaneutralität auf eine wirtschaftlich tragbare Art und Weise zu erreichen.

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