Bei einer Ministerkonferenz Ende März fordern die deutschen Wirtschaftsminister geschlossen einen günstigen Industriestrompreis, um die deutsche Wirtschaft zu entlasten und wettbewerbsfähig zu halten. Unterstützung für dieses Vorhaben kommt aus dem von Grünen-Politiker Robert Habeck geführten Bundeswirtschaftsministerium.
Sehr konkret wurde Bayerns Minister, Hubert Aiwanger. Er hält einen Industriestrompreis von vier Cent pro Kilowattstunde für angemessen. Aiwanger betonte, man habe sich mit dem Bundeswirtschaftsministerium auf eine schnellstmögliche Einführung für energieintensive Branchen geeinigt. Man habe sich auch bereits an Finanzminister Christian Lindner gewandt, damit die Finanzierung geplant werden kann. Lindner und die FDP zögern allerdings noch. „Das ist ja verrückt!“, kommentiert Aiwanger die Zurückhaltung der sonst sehr wirtschaftsfreundlichen FDP. Wie hoch der Industriestrompreis am Ende sein wird, ist also längst noch nicht klar.
Ein günstiger Strompreis ist wichtig für die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen: Je geringer die Produktionskosten, desto flexibler können Unternehmen ihre Preise an den Markt anpassen. Ohne entsprechenden Industriestrompreis wird es daher für deutsche Unternehmen zunehmend schwieriger mit der europäischen und internationalen Konkurrenz mitzuhalten. So können in Frankreich, Österreich und Portugal Unternehmen bereits auf staatliche Energiekostenhilfen zurückgreifen. Zudem verliert Deutschland auch zunehmend seine Attraktivität als Wirtschaftsstandort. Ein Industriestrompreis nützt daher auf lange Sicht sowohl Unternehmen als auch Staat.
Neben erhöhter Wettbewerbsfähigkeit hat ein Industriestrompreis auch positive Effekte auf Nachhaltigkeit und Klima: Laut der SPD-Bundestagsfraktion könnten in vielen Branchen Kohle und Gas als Energiebringer durch Strom ersetzt werden, was auf lange Sicht nachhaltiger ist. Damit diese Umstellung auf Strom für Unternehmen aber rentabel ist, muss der Strom günstig sein.
Besonders pessimistisch gestimmt ist derzeit der deutsche Mittelstand. Nicht einmal auf dem Höhepunkt der Finanzkrise wurde die Lage als so ernst wahrgenommen wie jetzt während der Energiekrise. Die Einführung eines Industriestrompreises wäre für mittelständische Unternehmen daher ein Hoffnungsschimmer.