Für die Digitalisierung im Mittelstand spielen regionale Rechenzentren eine wesentliche Rolle. Sie ergänzen einerseits die Cloud-Angebote der globalen Anbieter und entlasten andererseits die IT-Abteilungen der Unternehmen. Eines davon wurde soeben in der Nähe von München in Kirchheim gebaut.
Digitalisierung und zentrale Datenverarbeitung in Rechenzentren, oft auch mit dem Begriff Cloud Computing bezeichnet, scheinen Hand in Hand zu gehen. Den Takt geben bei oberflächlicher Betrachtung sogenannte „Hyperscaler“ vor, meist US-amerikanische Firmen wie Amazon oder Google, die Rechenzentren am Fließband errichten und daraus Unternehmen diverse Dienste zur Verfügung stellen.
Bei näherer Betrachtung ergibt sich jedoch ein deutlich differenzierteres Bild. Nach Berechnungen des Borderstep Instituts gab es 2018 über 50.000 Rechenzentren allein in Deutschland. Großkonzerne betreiben nach wie vor eigene Rechenzentren. Für den Mittelstand stellt sich jedoch immer häufiger die Frage, wie viel IT-Infrastruktur er selbst vorhalten will und was anderswo besser aufgehoben ist – und wie dieses „anderswo“ aussehen soll.
Eine sehr gute Möglichkeit sind regionale Rechenzentren. Eines davon hat der Münchener Fullservice-Internetprovider SpaceNet gerade im Raum München errichtet. Das SDC Datacenter bietet Platz für ca. 2.500 Racks (Server-Schränke). SpaceNet übernimmt dort Hosting und Outsourcing von Anwendungen und Services bis hin zum kompletten Betrieb der Unternehmens-IT. Im Münchener Rechenzentrum werden auch eigene Cloud-Lösungen wie etwa ein Mailarchiv, E-Mail-Dienste oder eine datenschutzkonforme Videokonferenzlösung betrieben.
Cloud-Angebote von Hyperscalern können meist schnell leistungstechnisch vom Kunden erweitert und reduziert werden können. Das ist für bestimmte Bereiche sinnvoll. Auf spezifische Kundenbedürfnisse einzugehen, persönlicher Service und eine vertrauensvolle Kundenbeziehung sind allerdings schwerer möglich. Genau hier liegt die Stärke regionaler Rechenzentrumsbetreiber.
Dazu kommt, dass sie sich als deutsche Unternehmen vollständig im selben Rechtsraum bewegen wie ihre Kunden. Das bedeutet: Auch bei Datenschutz und DSGVO sind Unternehmen damit auf der sicheren Seite. Zusätzlich ist die Reaktionszeit von Anwendungen selbst bei schnellen Internetverbindungen immer noch ein wichtiger Aspekt: Warum Daten mehrfach um die halbe Welt schicken, wenn sie ebenso gut in einem Rechenzentrum in der Nachbarschaft verarbeitet werden können?
Und was Technik und Sicherheit betrifft können regionale Rechenzentren ebenfalls mit den Big Playern mithalten. Beleg dafür sind etwa Zertifizierungen nach ISO 27001, TÜV TSI, Green IT oder EN 50600. Bei Letzterer erfüllt das SDC Datacenter die höchste Verfügbarkeitsklasse VK4. Auch deshalb hat sich zum Beispiel Telefónica Deutschland im ersten Ausbaumodul des neuen Rechenzentrums 500 Quadratmeter für seine Server reserviert. Jedes andere Unternehmen, das seine Server daneben betreibt, kommt in den Genuss derselben Infrastruktur wie der Telekommunikationsanbieter.
Gut zu wissen
- Grundlegende Technik für Rechenzentren ist heute weitgehend standardisiert, austauschbar und kann von allen Betreibern nahezu gleichermaßen genutzt werden.
- Unterschiede gibt es bei der Sorgfalt, mit der Rechenzentren errichtet und betrieben werden. Darüber geben anerkannte und regelmäßig überprüfte Zertifizierungen Auskunft.
- Anforderungen an den Datenschutz ändern sich und sind weltweit unterschiedlich. Anbieter aus demselben Rechtsraum wie die Nutzer gehen schneller und spezifischer auf deren Anforderungen ein.
- Um die erforderliche Qualität der Rechenzentrums-Dienstleistungen zu bekommen, lassen sich zwar Service-Level vereinbaren, aber nur schwer überprüfen. Vertrauen ist daher trotz aller Technik nach wie vor das entscheidende Auswahlkriterium.
Autor: Jens Cyganek ist administrativer Projektleiter bei der SpaceNet AG