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Die Insolvenzwelle rollt weiter über Deutschland

Die aktuelle Analyse des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung (IWH) zeigt einen besorgniserregenden Anstieg der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland. Trotz eines leichten Rückgangs im Vergleich zum Vormonat liegen diese weiterhin deutlich über dem Niveau vor der Corona-Pandemie. 

Die am 10. September veröffentlichten Studienergebnisse zeigen, dass die Zahl der Insolvenzen in Deutschland zwar im Vergleich zum Vormonat um neun Prozent gesunken ist, jedoch weiterhin satte 37 Prozent über dem Niveau von August 2023 liegt. Mit 1.282 insolventen Unternehmen liegen die Zahlen damit immer noch auf hohem Niveau. Baden-Württemberg, Bayern und Sachsen sind derzeit besonders betroffen. In allen drei Bundesländern verzeichnete das Forschungsinstitut im August die höchsten Werte seit Beginn der Erfassung im IWH-Insolvenztrend im Januar 2016.  

Konsequenzen für die Arbeitnehmer 

Vor allem große Unternehmen, wie die Modemarke Esprit oder die Gießereien Franken Guss und Sachsen Guss, mussten sich im August für zahlungsunfähig erklären – mit drastischen Folgen für die Beschäftigten. Allein durch die zehn Prozent der größten Unternehmen, die im August Insolvenz anmeldeten, verloren über 14.500 Beschäftigte ihre Arbeitsplätze. Mit einer Insolvenz eines Unternehmens wachsen die Sorgen der Beschäftigten: Sie wissen nicht, wie es mit ihrem Gehalt weitergeht, ob und wann sie eine neue Stelle finden müssen und wie schnell sie das schaffen könnten. Für leichte Entspannung sorgen in solchen Fällen staatliche Unterstützungen. Im Falle eines Insolvenzverfahrens können die Arbeitnehmer bei der Agentur für Arbeit Insolvenzausfallgeld  beantragen, das in der Regel für drei Monate die Zahlung des vollen Nettolohns garantiert.  

Keine Entspannung in Sicht 

Obwohl sich das Insolvenzgeschehen im Vergleich zum Vormonat vermeintlich erholt hat, zeigt sich Stefan Müller, der Leiter der IWH-Insolvenzforschung, im Rahmen der neuen Pressemitteilung besorgt: „Wir erwarten auf Basis unserer Frühindikatoren einen erneuten Anstieg der Insolvenzen im September und Oktober“. So ist davon auszugehen, dass auch im September deutlich mehr Unternehmen Insolvenz anmelden müssen als vor der Corona-Pandemie. 

Angesichts dieser Prognose stehen alle beteiligten Akteure in den kommenden Monaten vor großen Herausforderungen, um die Konsequenzen der Insolvenzen möglichst gering zu halten. 

Hintergrund der IWH-Insolvenzforschung 

Mit dem IWH-Insolvenztrend liefert das IWH seit 2016 monatlich belastbare Ergebnisse zum bundesweiten Insolvenzgeschehen. Diese Statistik dokumentiert alle im Handelsregister eingetragenen Unternehmen, also vor allem Personen- und Kapitalgesellschaften, aber auch einige Einzelunternehmen. Im Vergleich zu den amtlichen Zahlen, die stets mit zweimonatiger Verzögerung veröffentlicht werden, publiziert das IWH deutlich aktuellere Zahlen und kann daher als verlässlicher Frühindikator für das Insolvenzgeschehen sowie die wirtschaftliche Entwicklung herangezogen werden. Sowohl die amtlichen Zahlen als auch die Zahlen des IWH sind vorläufig, der Unterschied liegt jedoch in der Erfassung der Daten. Die amtliche Statistik erfasst neben Personen- und Kapitalgesellschaften auch die gesamtwirtschaftlich wenig relevante Gruppe der Kleinstunternehmen, sowie bestimmte natürliche Personen, privat haftende Gesellschafter sowie Einzelunternehmer. 

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