Die IT-Trends der vergangenen Jahre wie Cloud Computing, Big Data oder Social Collaboration werden sich 2015 dynamisch weiterentwickeln und neue Anforderungen an die Firmen stellen – da ist sich Peter Dewald, Geschäftsführer des Software-Anbieters Sage, sicher. „Für das neue Jahr sehe ich fünf große Trends, die den deutschen Mittelstand herausfordern und prägen werden. Themen wie Mobilität, Social Collaboration und Consumerization fordern die Adaptionsfähigkeit vor allem in kleinen und mittelständischen Firmen“, so Dewald.
Trend 1: Firmendaten auf Wearables
Die anfängliche Zurückhaltung des Mittelstands gegenüber Software aus der Wolke hat sich bei vielen Unternehmen gelegt und wird weiter abnehmen. Das trifft besonders auf mobile Anwendungen zu, die auf Cloud-Infrastrukturen aufbauen. Denn Mitarbeiter nutzen mobile Technologien privat so selbstverständlich, dass auch im Berufsumfeld die Erwartungen an leichte Nutzbarkeit und ständige Verfügbarkeit von Anwendungen und Daten steigen.
„Mitarbeiter, die heute ERP-Apps auf Tablet oder Smartphone nutzen, wollen diese Informationen morgen auch auf ihrer smarten Uhr oder Datenbrille sehen. Mittelständische Firmen stehen vor der Aufgabe, die neue mobile Technik rechtzeitig in ihre IT mit einzubinden und das Design der jeweiligen Software auf die verschiedenen Endgeräte abzustimmen“, erklärt Dewald.
Erste Anzeichen solcher Schritte finden sich heute bereits in der Industrie: Einsatz-Szenarien für so genannte Head-mounted Displays und Smart Glasses – also Bildschirme, die auf dem Kopf, an einem Helm oder als Brille getragen werden – finden sich bereits etwa in der Medizintechnik oder in produzierenden Unternehmen.
Aber auch im Bereich der mobilen Datenerfassung, die heute bereits über Smartphones möglich ist, wird es vielleicht bald schon Wearable Devices wie zum Beispiel Smart Watches geben, die diese Aufgabe übernehmen. Für kleine Firmen bedeuten solche Umstellungen finanzielle und personelle Herausforderungen sowie Änderungen ihrer Arbeitsabläufe. Doch umgehen lässt sich dieser Schritt laut Dewald nicht, wenn Firmen den Erwartungen von Mitarbeitern und Kunden an eine durchgängige Vernetzung gerecht werden wollen.
Trend 2: Online-Monetarisierung
Für Firmengründer gehört die Anmietung eigener Ladenräume längst nicht mehr unbedingt zum Start in die Selbstständigkeit. Stattdessen führt sie der erste Schritt heute häufig ins Internet: Immer mehr Mittelständler verdienen ihr Geld größtenteils oder ausschließlich im Netz. Zum einen, indem sie konsequent in durchgängige E-Commerce-Strukturen investieren: Sie vereinfachen und automatisieren ihre Abläufe von der Produktion über die Warenwirtschaft und den Shop bis hin zur Bezahlweise. Zum anderen, indem sie einfallsreich sind und neue Dienstleistungen wie die Online-Steuerberatung anbieten, die bisher nur offline verfügbar waren.
Doch nicht allein Dienstleistungen aus dem Internet führen zu einer zunehmenden Online-Monetarisierung: „Wir beobachten in diesem Zusammenhang das Thema 3D-Druck mit großem Interesse“, so Dewald, „sind dadurch doch zukünftig komplett durchgängige Online-Prozesse bis hin zur logistischen Auslieferung von Waren denkbar. Wer weiß, ob zukünftig Unternehmer nicht ihre Waren beim Kunden vor Ort auf deren 3-D-Druckern einfach ausdrucken lassen?“, so der Sage-Geschäftsführer.
Trend 3: Consumerization der Unternehmenssoftware
Die Nutzerfreundlichkeit wird im kommenden Jahr zu einem der größten Treiber für die Weiterentwicklung der Unternehmens-IT. Peter Dewald erklärt, wieso: „Studien von Sage haben gezeigt, dass Mitarbeiter mittelständischer Firmen die gleichen Maßstäbe an Unternehmenssoftware anlegen, wie an ihre privat genutzte Software: sie muss einfach zu bedienen, mobil und zu jederzeit verfügbar sein. Denn sie sollte das ohnehin komplexe Arbeitsleben vor allem vereinfachen. Immer neue, erweiterte Funktionalität in Software einzubauen, macht daher wenig Sinn. Im kommenden Jahr wird es daher darum gehen, stärker auf die Nutzer ausgerichtete Lösungen anzubieten. Mittelständische Firmen müssen sich mehr an den Anwendern orientieren und verstehen, wie ihre Angestellten die Investitionen des Unternehmens am besten einsetzen können.“ Dafür sollten die Mitarbeiter auch besser geschult werden, wie die vorhandenen Funktionen erfolgreich für das Unternehmen einzusetzen sind.
Trend 4: Big Data gibt Antworten auf noch unbekannte Fragen
Große, unstrukturierte Datenmengen lassen sich mit klassischen Datenbanksystemen oder Daten-Management-Tools nur unzureichend verwalten oder verarbeiten.
Mittelständler stellt dies vor finanzielle und informationstechnische Herausforderungen – und schreckt sie bislang ab, sich die neuen Datenmassen zunutze zu machen. Deren Analyse birgt jedoch ein großes Potenzial: Sie weist auf Fragen und Zusammenhänge hin, die dem Unternehmen vorher nicht eingefallen wären, durch die es aber zum Beispiel das Kaufverhalten seiner Kunden oder die Produktionskette beeinflussen kann.
„Im nächsten Jahr wird der Mittelstand seine Scheu ablegen und individuelle Big-Data-Strategien für sich entwickeln“, prognostiziert Dewald. „Durch die Vernetzung unterschiedlicher Datenströme zu einem Informationsfluss werden zukünftig viele Abläufe wesentlich intelligenter. So ist etwas denkbar, dass die Firmen Wetter- und Verkehrsinformationen aus dem Internet mit Verkaufszahlen und Warenbestandsdaten aus dem eigenen Unternehmen zu smarten, automatisierten Logistikprozessen verdichten und damit zu einem mächtigen Werkzeug für den Vertrieb machen.“
Trend 5: Social Collaboration und ‘wisdom of the crowd’
Die zukünftige Arbeitswelt wir immer vernetzter: Grund dafür sind neben den erwähnten Lösungen auch Social Collaboration-Plattformen, die soziale Interaktion jederzeit und weltweit möglich machen.
„Die nächsten Schritte im Bereich Social Collaboration werden die weitere Digitalisierung und Automatisierung von Informations- und Kommunikationsketten sein. Mit ihnen können Mittelständler Kommunikationsflüsse optimieren, zeitraubende Routinearbeiten beschleunigen oder komplett der Software übergeben“, erläutert Dewald. Ein Beispiel hierfür seien Plattformen, die es den Usern ermöglichen würden, Wissen in Form von Texten, Videos, Bildern aber auch Dokumenten zu bündeln und im Anschluss zu teilen, zu bewerten, zu kommentieren und weiterzuentwickeln.
„Moderne Crowdsourcing- und Open Innovation- Ansätze können zudem helfen, Wissen neu zu strukturieren und Kundenwünsche besser zu erkennen. Crowd-Funding-Ansätze ermöglichen sogar die Realisierung völlig neuer Geschäftsmodelle. In der ‘wisdom of the crowd’ liegen somit große Chancen“, so Dewald.