„Früher habe ich noch Autogramme gegeben, heute mache ich nur noch Selfies. Da hat sich die Welt verändert“, so Bundeskanzlerin Angela Merkel auf einer Wahlkampfveranstaltung im vergangen Jahr zum Thema Veränderungen durch die Digitalisierung. Tatsächlich hat sich viel verändert und besonders in der Wirtschaft findet ein großer Umbruch statt. Den Startschuss hat die Bundesrepublik jedoch verpasst.
Deutschlands größter Wirtschaftsmotor ist der Mittelstand. Doch gerade die kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) hinken hinterher. Die KfW Bankengruppe verdeutlicht dies: In einer Studie auf Basis des KfW-Mittelstandspanels wurde analysiert, ob und wie die Unternehmen von 2014 bis 2016 in die Digitalisierung investiert haben.
Kleine Unternehmen sehr zurückhaltend
Ein Kernergebnis der Studie zeigt, dass nur 26 Prozent der Unternehmen ihre Digitalisierungsprojekte erfolgreich abgeschlossen haben. Kleinere Unternehmen, die weniger als fünf Beschäftige haben, liegen etwa im Durchschnitt. Der Anteil der Unternehmen mit mehr als 50 Mitarbeitern, die ihr Vorhaben abgeschlossen haben, liegt mit 45 Prozent aber fast doppelt so hoch.
Für die Zukunft planen die KUM neue Investitionen: In den Jahren 2017 und 2018 sind weitere Digitalisierungsprojekte vorgesehen. Mit 27 Prozent trauen sich die Kleinunternehmer weiterhin nicht viel, wohingegen die großen Mittelständler deutlich progressiver sind. 80 Prozent der Unternehmen mit einem Mindestumsatz von 50 Millionen Euro ergreifen weiterhin die Initiative der Digitalisierung.
Kaum Investments in Digitalisierungsvorhaben
Während immerhin ein Viertel der mittelständischen Unternehmen ihre Digitalisierungsprojekte abschließen konnte, ist die Investitionshöhe im Vergleich nicht sonderlich ausgeprägt. 2016 gaben die Mittelständler 169 Milliarden Euro für Maschinen, Einrichtungen und ähnliches aus. Die Investitionen in Digitalisierungsvorhaben hingegen betrugen lediglich 14 Milliarden Euro.
Nicht nur in den Investitionssummen selbst, sondern auch in der Art und Weise der Ausgaben für Digitalisierungsmaßnahmen, unterscheiden sich die großen Unternehmen von den kleinen. Diese haben erst seit kurzem die gängigsten digitalen Methoden für sich entdeckt. Darunter gehören beispielsweise digitale Marketingkonzepte und das Anbieten von Schnittstellen zwischen Kunden und Zulieferern. Im Gegenzug arbeiten die großen Mittelständler schon an der Weiterentwicklung ihrer IT-Strukturen oder bauen ihre digitalen Kompetenzen weiter aus.
Forderungen nach Verbesserung
Doch der Mittelstand ist nicht allein verantwortlich für seinen langsamen Einstieg in die Digitalisierung. “Entscheidend dafür, dass die digitale Revolution im deutschen Mittelstand gelingt, und neue Geschäftsmodelle entstehen können, ist vor allem ein zügiger Abbau bestehender Hemmnisse. Dazu zählen fehlende IT-Kompetenzen der Arbeitnehmer, ungelöste Fragen der Datensicherheit und des Datenschutzes, Probleme bei der Anpassung der Unternehmens- und Arbeitsorganisation sowie eine mangelnde Qualität der Internetverbindung“, so der Chefvolkswirt der KfW. Die Forderungen sind klar. Die Frage nach der Umsetzung bleibt.