Die immensen Kosten sind ein Kernproblem der Energiewende. Die Wirtschaft fordert von der Politik immer nachdrücklicher Lösungen, um Wettbewerbsnachteile und Produktionsverlagerungen zu verhindern. Größter Kostentreiber ist die viel kritisierte EEG-Umlage. Laut IHK-Energiefachmann Norbert Ammann besteht in Fachkreisen schon lange Konsens über die Einsicht, dass diese viel zu teure, marktwidrige und ineffiziente Förderung abgeschafft werden muss.
Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) glaubte, die Kosten über eine Reform der EEG-Umlage in den Griff zu kriegen. Begünstigt u.a. durch Witterungsbedingungen ist die EEG-Umlage im Oktober 2014 tatsächlich erstmals gesunken. Von 6,24 Cent auf 6,17 Cent. Gabriel interpretierte das als Trendwende. Er sagte, beim EEG habe man die „Kostendynamik der vergangenen Jahre erfolgreich durchbrochen“. „Der Minister hat sich geirrt. Die jüngsten Berechnungen des Bundesverbandes Erneuerbare Energien sagen das voraus, was alle befürchten: Die Umlage wird wieder steigen, den Prognosen nach auf mindestens 6,39 Cent“, erklärt Ammann. Der exakte Wert werde zwar erst Mitte Oktober offiziell veröffentlicht, am Kostenanstieg sei jedoch nicht zu zweifeln. Hauptgrund: Das überschießende Angebot an Wind- und Sonnenstrom führt zu fallendem Börsenstrompreis. Die Kunden müssen folglich mehr Umlage bezahlen, um die Differenz zur garantierten EEG-Vergütung auszugleichen.
Alle Zeichen stehen auf Mehrkosten
Verschärft wird der Kostendruck durch andere Preistreiber, die laut Ammann kaum im Fokus der öffentlichen Debatte stehen. So will die Politik das Angebot an CO2-Zertifikaten bewusst verknappen, um deren Preis zu steigern. Die KWK-Umlage (Kraft-Wärme-Kopplung), könnte sich aufgrund der gerade verabschiedeten KWK-G-Novelle verdoppeln. Ammann geht ferner von steigenden Netzentgelten aus. Er sagt, aufgrund des mangelnden Netzausbaus seien Netzbetreiber gezwungen, steigende Redispatchkosten (Kosten für schnelles Rauf- oder Runterfahren von Kraftwerken, um das Netz stabil zu halten) auf die Stromkunden abgewälzt werden. Als Konsequenz fordert Ammann Sofortmaßnahmen. „Gabriels Preiswunder war eine Illusion. Unsere Regierung muss etwas gegen den Preisanstieg tun: Zum Beispiel die Stromsteuer senken, was sofort Entlastung schafft“, betont Ammann. Zudem habe die aktuelle Entwicklung gezeigt, dass Teilreformen nicht mehr helfen. „Die Umlagen-finanzierte EEG-Förderung mit festen Vergütungen muss abgelöst werden. Wir müssen die Energiewende auf eine ganz neue Finanzierungsbasis stellen“, so der IHK-Fachmann.
Nachdruck aus dem IHK Newsletter „Wirtschaft Aktuell“ der IHK München mit freundlicher Genehmigung des Autors Dr. Norbert Ammann