Die bayerische Wirtschaft befürchtet ein Ende des konjunkturellen Höhenflugs. Zwar sind die Unternehmen mit ihrer Geschäftslage sehr zufrieden. Die Erwartungen haben sich aber eingetrübt. Der BIHK-Konjunkturindex ist seit dem Frühjahr um einen Zähler auf 126 Punkte zurückgegangen, so das Ergebnis der Herbst-Konjunkturumfrage des Bayerischen Industrie- und Handelskammertages (BIHK) unter rund 4.000 Betrieben in Bayern.
„Die Unternehmen profitieren nach wie vor vom starken privaten Konsum, von niedrigen Zinsen und dem Ölpreisverfall“, sagte BIHK-Hauptgeschäftsführer Peter Driessen in München. „Diese Wachstumstreiber haben ihr Pulver aber zum Großteil bereits verschossen“, so Driessen. Auch im Exportgeschäft erwarten die Betriebe keine Belebung, da sich die Konjunktur in den Schwellenländern abkühlt und die Erholung in der Eurozone nur schleppend vorankommt. Dazu hemmt der Fachkräftemangel die Expansionspläne der Wirtschaft: 43 Prozent der Betriebe sehen in ihm ein Risiko für ihre Geschäftsentwicklung, das ist der höchste Wert seit Beginn der Erhebung im Jahr 2010.
„Der Boom bekommt Risse und könnte schneller zu Ende gehen, als wir denken“, mahnte Driessen. Der BIHK-Chef kritisierte die zögerliche Wirtschaftspolitik, die zu einer Investitionsflaute beitrage. „Bei der Energiepolitik, dem Bürokratieabbau und den öffentlichen Investitionen in Infrastruktur warten die Unternehmen vergebens auf positive Signale“, sagte Driessen. Dass die Betriebe trotz der guten Wirtschaftslage ihre Investitionen auf die lange Bank schieben, sei ein Indiz für die sinkende Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Bayern, so der BIHK-Chef. Überfällige Projekte wie die 2. Stammstrecke in München, der bayerische Nordzulauf des Brenner-Basistunnels und die dritte Startbahn am Münchner Flughafen würden zeigen: „Wachstum ist politisch nicht gewollt“, kritisierte Driessen. Außerdem bedrohe die verkorkste Energiewende die Industrie in Bayern. Die Erdverkabelung führe zu enormen Mehrkosten, ebenso der dennoch notwendige Aufbau von Reservekapazitäten in der bayerischen Stromerzeugung. „Die Strompreise werden massiv steigen, darunter werden alle Verbraucher – Unternehmen und Haushalte – leiden“, sagte Driessen.
Laut BIHK-Konjunkturumfrage sind derzeit 48 Prozent aller befragten Betriebe mit ihrer Geschäftslage zufrieden, nur 7 Prozent bewerten die Situation als „schlecht“. Mit besseren Geschäften in den kommenden zwölf Monaten rechnen 23 Prozent der Befragten, statt noch 30 Prozent im Mai. Eine Eintrübung erwarten aktuell 10 Prozent der Betriebe, das ist der gleiche Wert wie im Frühjahr.
„Der bayerische Arbeitsmarkt bleibt in sehr guter Verfassung“, erläuterte BIHK-Chef Driessen. 73 Prozent der Betriebe im Freistaat planen keine Veränderungen bei der Zahl ihrer Mitarbeiter, 17 Prozent planen einen Stellenaufbau und nur 10 Prozent geben an, Jobs zu streichen.