Ob Bonitätsdruck, „Basel III“ oder Bankenabgabe – die anhaltende Regulierungswelle sorgt dafür, dass die Banken mit steigenden Kosten zu kämpfen haben. Doch der Kampf wird auf den Rücken der Unternehmer (und auch der Verbraucher) ausgetragen, die demnächst mit höheren Kreditzinsen rechnen müssen. Der Vorteil: Der derzeitige Wettbewerb um Kunden ist derart groß, dass sich die Banken nicht alles erlauben können.
Die Regulierungskosten betragen rund 140 Millionen Euro pro Jahr
Die bayerischen Raiffeisen- und Volksbanken werden durch die getroffenen Maßnahmen zur Finanzbranche-Regulierung erheblich belastet. Der Genossenschaftsverband Bayern (GVB) hat dazu eine Umfrage gestartet, an der 269 Mitgliedsinstitute teilnahmen. Derzeit müssen Kreditgenossenschaften rund 138 Millionen Euro im Jahr aufwenden, um administrative Vorgaben, Meldepflichten oder auch regulatorische Vorschriften erfüllen zu können.
Unternehmen bleiben skeptisch
Demgegenüber steht die Commerzbank-Umfrage, an der 4.000 Mittelständler teilgenommen haben. „Basel III“, so 80 Prozent der Unternehmer, sorgt für einen erschwerten Zugang zu Krediten; 77 Prozent sind sogar davon überzeugt, dass die Kreditkonditionen demnächst schlechter werden. Familienunternehmen spüren bereits erste Auswirkungen. So seien die Anforderungen an die Bonität des Kreditnehmers gestiegen, auch die Transparenz von Geschäftsprozessen und Sicherheiten würden immer mehr in den Vordergrund rücken. Die Zahlen zeigen, dass viele Mittelständler aber aus ihren gut gefüllten Kassen leben können. So hat sich die Eigenkapitalquote von 22,5 Prozent (2005) auf 26,6 Prozent (2010) erhöht. Im Jahr 2015 gaben 43 Prozent der Unternehmer an, weiterhin steigende Eigenkapitalquoten zu verzeichnen. Dennoch – der Bankkredit zählt zu den wichtigsten Säulen der Unternehmensfinanzierung. Auch wenn viele Unternehmen nur theoretisch eine Finanzierung benötigen, haben sie dennoch große Bedenken vor möglichen steigenden Zinsen und Gebühren.
Stabile Systeme verursachen hohe Kosten
Bankenexperten sind sicher, dass die Stabilität des Systems nur dann verbessert wird, wenn man auch tiefer in die Tasche greift. Dass die Kosten, die den Banken entstehen, die Kunden – beispielsweise im Rahmen höherer Kreditkosten – bezahlen müssen, ist kein Geheimnis. Die Frage, die man sich jedoch stellen muss, ist jene, welchen Anteil die Kunden übernehmen werden? Der Bundesverband deutscher Banken (BdB) weiß, dass Regulierung teuer ist. Jedoch kann der BdB heute keine Auskunft darüber geben, ob und inwiefern die Kosten Auswirkungen auf etwaige Kreditgebühren haben werden. Schlussendlich wären derartige Preisentwicklungen auch eine Frage des Wettbewerbs.
Wann steigt der Leitzinssatz?
Derzeit sind vor allem die Leitzinsen (0,75 Prozent) ein Grund dafür, dass die Situation weitgehend entschärft bleibt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat sich schon seit geraumer Zeit gegen eine Kreditverteuerung ausgesprochen. Vordergründig dient dies dem Argument, günstigen Zugang zu Krediten zu verschaffen – hintergründig dienen die Leitzinsen vor allem aber dazu die Finanzmärkte zu stabilisieren. Billiges Geld hält die Aktienkurse seit Jahren auf einem hohen Stand – Aktuelle Kurse stellt zum Beispiel ETX Capital zur Verfügung. Doch Experten wissen, dass es sich bei der momentanen Zinssituation lediglich um eine Momentaufnahme handelt. In den nächsten Jahren werden die Zinsen mit größter Wahrscheinlichkeit wieder steigen und dann wird klar werden, wie teuer die Kredite für Mittelständler wirklich werden.
Sind attraktive Angebote und Konditionen weiterhin möglich?
Am Ende bleibt den Firmenchefs und Privatkunden die Hoffnung, dass der Wettbewerb, der derzeit am Markt betrieben werde, für attraktive Angebote und Konditionen sorgen wird. John Cryan, der CEO der Deutschen Bank, ist überzeugt, dass die deutschen Kreditinstitute alles tun werden, um die Unternehmensfinanzierung weiterhin attraktiv zu gestalten. Die Banken könnten es sich in Wahrheit gar nicht leisten, die Konditionen derart zu „verschlechtern“, da immer das Risiko besteht, ihre Kunden an die immer stärker werdende Konkurrenz aus dem Ausland zu verlieren.