Das Coronavirus trifft mehr und mehr die Wirtschaft: Bei vielen Unternehmen gefährden erste Umsatzeinbrüche die Liquidität und damit auch Arbeitsplätze. Über 80 Prozent der Betriebe in Bayern erwarten in den kommenden Wochen Auswirkungen des Coronavirus auf ihre Geschäfte. Dies ergab eine Umfrage der bayerischen IHKs, an der sich knapp 1.000 Unternehmen im Freistaat beteiligt haben.
50 Prozent der Unternehmen rechnen mit Umsatzeinbußen
Demnach rechnet mehr als die Hälfte der Firmen mit teilweise empfindlichen Umsatzeinbußen fürs Geschäftsjahr 2020. „Die Firmen berichten uns, dass die Absagen von Messen und Veranstaltungen, Reiseeinschränkungen, sinkende Nachfrage und ausfallende Zulieferungen aktuell die größten Schäden verursachen“, sagt Manfred Gößl, Hauptgeschäftsführer des Bayerischen Industrie- und Handelskammertags (BIHK).
In Oberbayern fallen die Rückmeldungen der Firmen wegen der Nähe zu Italien und der besonders durch Exporte und das Messegeschäft geprägten Wirtschaft etwas pessimistischer aus: Hier erwarten sogar 53 Prozent der Betriebe Umsatzrückgänge durch das Coronavirus, mehr als ein Viertel sogar erhebliche Umsatzeinbußen von mehr als zehn Prozent.
Staat soll Unterstützung leisten
Zwei Drittel der Unternehmen plädieren in der Umfrage daher für staatliche Unterstützungsmaßnahmen, die vor allem schnell und unbürokratisch umgesetzt werden sollen.
„Angesichts der zunehmenden Auswirkungen braucht die Wirtschaft jetzt eine schnelle und praxisnahe Umsetzung von Kurzarbeit inklusive der Übernahme des Arbeitgeberanteils der Sozialversicherungsbeiträge durch die Arbeitsagentur. Auch allgemeine Steuerstundungen durch den Fiskus sind notwendig, um die Firmenkassen vorübergehend zu entlasten“, fordert BIHK-Hauptgeschäftsführer Gößl. Er begrüßt, dass Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) umgehend die Anregung der IHKs aufgegriffen hat, den aus der Finanzkrise bewährten Mittelstandsschirm mit Bürgschaften und Betriebsmittelkrediten wiederzubeleben.
Unternehmen sorgen selbst vor
Die Unternehmen treffen aber auch selbst Vorsorge: Drei Viertel der Firmen planen Schutzmaßnahmen für Mitarbeiter oder haben diese bereits umgesetzt, indem sie Hygiene-Material beschaffen, Dienstreisen und Messeteilnahmen absagen sowie Home-Office anbieten. Ein Viertel der Unternehmen hat einen Notfallplan, falls es zu Corona-Erkrankungen unter Mitarbeitern kommt.
Informationsbedarf sehen die Firmen vor allem zum Umgang mit Verdachtsfällen und Infizierten im Betrieb sowie bei den Formalitäten zur staatlichen Lohnerstattung, falls Betriebe in Umsetzung des Infektionsschutzgesetzes stillgelegt werden. Auch Details zu Storno- und Rücktrittsregeln sowie Kurzarbeitergeld und anderen Unterstützungsleistungen werden stark nachgefragt.