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Erste Brexit-Wehen in Bayern

Vergangene Woche reichte Großbritannien das offiziellen EU-Austrittsgesuch ein. Zwar wird die Insel noch bis 2019 Teil der Europäischen Union sein, doch die bayerische Wirtschaft bekommt die Folgen des Brexit-Votums schon jetzt zu spüren. So waren die Exporte von Bayern nach Großbritannien im Januar zum dritten Mal in Folge deutlich rückläufig. Laut einer aktuellen BIHK-Umfrage ist keine Besserung in Sicht – im Gegenteil, die bayerischen Unternehmen rechnen mit weiteren Einbußen.

Schwaches Pfund mindert Kaufkraft
Wie bereits auf mittelstandinbayern.de berichtet erlitten die bayerisch-britischen Handelsbeziehungen schon im vergangenen Jahr 2016 einen leichten Dämpfer durch das Brexit-Votum. Im Vergleich zum Vorjahr sank der Warenexport nach Großbritannien um 3,1 Prozent. Noch deutlicher sind jedoch die Exportrückgänge der Monate November 2016 bis Januar 2017. Dem Bayerischen Landesamt für Statistik zu Folge exportierte die bayerische Wirtschaft im Vergleich zu den jeweiligen Vorjahresmonaten im November 17,9 Prozent, im Dezember 17,8 Prozent und im Januar 10,6 Prozent weniger Waren nach Großbritannien. Finanzexperten sehen die Ursache des starken Exporteinbruchs im schwachen Pfund, denn die britische Währung wurde durch das Brexit-Votum deutlich abgewertet, wodurch sich die Einfuhren in das Vereinigte Königreich verteuern.

Geschäftserwartungen erreichen Rekordtief
Der EU-Austritt Großbritanniens wird die bayerische Wirtschaft auf lange Sicht belasten, denn die Insel zählt traditionell zu den drei wichtigsten Handelsmärkten des Freistaats. Rund acht Prozent aller bayerischen Exporte gingen im vergangenen Jahr 2016 nach Großbritannien, der Warenwert belief sich dabei auf 14,9 Milliarden Euro. In den kommenden Jahren werden bayerische Unternehmen von solchen Zahlen wohl nur träumen können. Einer aktuellen Umfrage des Bayerischen Industrie- und Handelskammertags (BIHK) liegen die Geschäftserwartungen der bayerischen Unternehmen bei minus 35 Punkten – einem neuen Negativrekord. Doch neben Gewinneinbußen könnte sich der Brexit schlimmstenfalls auch auf den Arbeitsmarkt auswirken, da laut BIHK rund 125.000 Arbeitsplätze vom bayerisch-britischen Handel abhängen. Dazu zählen etwa 60.000 Arbeitnehmer, die an ungefähr 500 Niederlassungen bayerischer Firmen in Großbritannien beschäftigt sind, sowie gut 34.000 Personen, die für 220 britische Niederlassungen in Bayern arbeiten.

Große Hoffnungen auf Austrittsverhandlungen
Angesichts der starken wirtschaftlichen Verflechtung sind die Erwartungen an die Austrittsverhandlungen groß. BIHK-Präsident Eberhard Sasse betont, dass „die langfristigen wirtschaftlichen Folgen des Austritts (…) von den künftigen Vereinbarungen zwischen der EU und Großbritannien abhängig“ sind. Sasse zufolge stellen jedoch bereits die zweijährigen Verhandlungen eine große Belastung dar, da „in dieser Phase der Unsicherheit (…) eine deutliche Investitionszurückhaltung von beiden Seiten zu erwarten“ ist. Mit Blick auf die künftigen Beziehungen zu Großbritannien wünschen sich deshalb 87 Prozent der Befragten eine dem EU-Binnenmarkt ähnliche Regelung für freien Warenverkehr ohne Zölle. Darüber hinaus fordern 83 Prozent, die Bürokratie gering zu halten und 63 Prozent machen sich für die Fortsetzung des freien Kapital- und Zahlungsverkehr stark.

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