Mittelstand in Bayern
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EU soll mehr für den Mittelstand tun

Die EU profitiert enorm von ihrem starken Mittelstand. In den 28 EU-Mitgliedsländern gibt es insgesamt fast 23 Millionen kleine und mittlere Unternehmen – trotzdem leistet sich die Gemeinschaft eine Mittelstandspolitik, die als unzureichend zu bezeichnen ist. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln. Sie zeigt auch auf, was die EU-Politik für den Mittelstand besser machen soll.

Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sind die Grundlage der EU-Volkswirtschaften – sie stellen 99,8 Prozent aller Unternehmen. Die allermeisten davon sind Kleinstbetriebe. In den fast 23 Millionen KMU waren 2015 gut 90 Millionen Menschen erwerbstätig, die zusammen eine Bruttowertschöpfung von 3,9 Billionen Euro erwirtschafteten. Damit erwirtschaften die europäischen KMU rund 57 Prozent der Bruttowertschöpfung der EU.

Doch darüber, bis zu welcher Grenze ein Betrieb überhaupt als mittelständisch zu definieren ist, gibt es unterschiedliche Auffassungen. In der EU sind KMU strikt als Firmen mit maximal 50 Millionen Euro Umsatz und weniger als 250 Beschäftigten definiert.

In Deutschland jedoch gelten traditionell Unternehmen mit bis zu 499 Beschäftigten als mittelständisch. Außerdem gibt es hierzulande viele Familienunternehmen, die durchaus auch mehr als 1.000 Beschäftigte haben können. In den meisten anderen EU-Ländern sind diese größeren Mittelständler seltener. Daher sind vor allem viele deutsche mittelständische Unternehmen von EU-Förderprogrammen ausgeschlossen, weil sie die EU-Schwellen überschreiten.

Größere Mittelständler müssen besser gefördert werden

Laut der Studie vernachlässigt die EU-Wirtschaftspolitik deshalb die zahlreichen größeren KMU. Daher müsse sich einiges ändern, fordert Klaus-Heiner Röhl, Senior Economist am Institut der deutschen Wirtschaft.
„Die EU sollte die umsatzbezogene Schwelle zügig auf 75 Millionen Euro anheben – schließlich sorgt allein die Inflation dafür, dass immer mehr Mittelständler sie überspringen. Darüber hinaus sollte die Politik den größeren Mittelstand – Unternehmen mit bis zu 2000 Beschäftigten und 500 Millionen Euro Umsatz – besser unterstützen, beispielsweise beim Schritt auf Auslandsmärkte“, so Röhl vom IW.

Zwar gibt es seit 2008 den „Small Business Act“, der dem Mittelstand zumindest Beachtung schenkt. Doch das Programm richtet sich vor allem an Kleinbetriebe und zuvor arbeitslose Gründer und lässt somit einen nicht unerheblichen Teil des deutschen Mittelstandes außen vor. Der „Small Business Act“ kann somit langfristig nur ein Baustein einer modernen Mittelstandspolitik sein, so die Position vom Institut der deutschen Wirtschaft.

Weniger Bürokratie, mehr Innovation

Eine weitere zentrale Forderung der Studie lautet, dass die EU die Unternehmen in Sachen Forschung und Entwicklung stärker fördern soll. Im EU-Haushalt entfallen bislang lediglich 6 Prozent aller Ausgaben auf Forschung und Entwicklung, dazu ist das zugehörige Förderprogramm „Horizont 2020“ zu 80 Prozent auf Großunternehmen ausgerichtet. Hier solle die EU mehr tun. Dafür könnte sie das Forschungsprogramm Horizont 2020 ausbauen und mehr auf KMU und größere Mittelständler ausrichten, schlägt die IW-Studie vor.

Außerdem müsse die EU bürokratische Barrieren abbauen. Hier dürfe die EU größere Unternehmen nicht vernachlässigen. Auf EU-Ebene wäre ein „Bürokratie-Tüv“ nach Vorbild des deutschen Nationalen Normenkontrollrats sinnvoll, der unter anderem Gesetzentwürfe daraufhin prüft, welche finanziellen Folgen sie für den Mittelstand haben. An dieser Stelle könnte man die Unternehmen entlasten – ohne dass die EU-Mitglieder mehr zahlen müssten, so das IW.

Wenn Sie wissen wollen, was die EU bisher für kleine und mittlere Unternehmen macht, finden Sie Informationen hierzu unter http://ec.europa.eu/growth/smes/.

Weitere Angebote der EU für KMU finden Sie unter dem EU-Mittelstandsportal http://ec.europa.eu/small-business/index_de.htm.

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