In den vergangenen Tagen hatte ein hochrangiger Mitarbeiter des Social-Networks Facebook behauptet, dass Trump nur die Wahl von 2016 gewonnen hätte, weil massive Google Ads und Facebook Kampagnen die Nutzer in die Richtung hin unterbewusst manipuliert hätten. Wie wird sich Facebook also bei der diesjährigen Präsidentenwahl verhalten? Wird der Konzern aus seinen Fehlern gelernt haben?
Von gegenseitigem Nutzen
Es war einmal, letztes Jahr um genau zu sein, da befand sich Zuckerberg zufällig in Washington, um sich wegen einer möglichen Kryptowährung für Facebook Verbündete zu suchen. Trump erfuhr davon und lud ihn zum Dinner ins Weiße Haus ein. Kritiker behaupten, Zuckerberg habe nur den eigenen Vorteil gesehen, eine Art Narren- und Rechtsfreiheit für sein Multi-Milliarden-Dollar-Unternehmen herauszuschlagen, nicht aber das Kleingedruckte beachtet. Und so bekam Trump im Gegenzug fast uneingeschränkten Zugriff auf die Macht Facebooks bezüglich von Werbekampagnen. Tweets und Kommentare wurden gepusht um die maximale Anzahl an Viewern zu erreichen, konträre Posts wurden von der Plattform genommen und politischen Gegner wurden mittels Bots mit Hasskommentaren überschwemmt.
Neue Skandale
Doch mittlerweile sieht die Welt anders aus. Die Facebook-Akte Trump füllt sich. Das Social-Network entschied sich zu dem Schritt, eine Werbekampagne von Trump nach gerade einmal 24 Stunden zu blockieren und von der Webseite zu nehmen. Dabei handelte es sich um einen Aufruf Trumps, mit dem eigenen Namen im Kommentar zu unterschreiben. Dienen sollte das Resultat einer Kampagne gegen linksextremistische Gruppen, die der Präsident selbst als die Wurzel aller Randale in Amerika sieht. Zur grafischen Untermalung nutze er das rot-schwarze umgedrehte Dreieck. Dieses Symbol gehört jedoch nicht zur Antifa, wie der Präsident behauptete, sondern wurde von Nationalsozialisten in den Konzentrationslagern zur Kennzeichnung von politischen Gefangenen genutzt. Aber Unwissen ist keine Entschuldigung.
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Facebook bedrängt von allen Seiten
Dabei ist es gar nicht das erste Mal gewesen, dass Facebook sich aufgrund der Verbreitung von „organisiertem Hass“ dazu gezwungen sah, einen Post des präsidialen Wahlkampfteams zu löschen. Auch dieses Mal schlugen der Plattformen Wellen der Empörung von allen Seiten entgegen. Facebook gerät zunehmend ins Fadenkreuz der Kritiker und beginnt sich zu fragen, ob es die Allianz mit dem amtierenden Präsidenten wert ist. Twitter gab Facebook einen kleinen Denkanstoß, indem es verlauten ließ, dass eine politische Nachricht durch ihren inhaltlichen Wert verbreitet werden sollte, nicht durch einen finanziellen.
Ein Netzwerk im Zwiespalt
Sollten also überhaupt politische Kampagnen auf Facebook zugelassen werden? Zunächst muss eine Grenze gefunden werden. Was geschieht mit Kampagnen, die einem guten Zweck dienen? Zum Beispiel denen zur Unterstützung der Rechte von Schwarzen, Frauen und Kindern? Politische Förderung des Gesundheits- und Schulsystems? Kann man allen politisch Engagierten eine Stimme und Plattform bieten, außer den Kandidierenden selbst? Wie sieht es aus mit wirtschaftlich orientierten Kampagnen wie von Coca-Cola, Nivea, NetBet Deutschland oder Audi? Denn auch Firmen könnten Inhalte veröffentlichen, die nicht jedem passen. Dazu sollte Facebook bald Stellung nehmen.
Facebooks politische Zukunft im Wahljahr 2020
Die naheliegendste Lösung für das Social-Network wäre es, zumindest vorerst alle politisch irreführenden Posts zu blockieren und immerhin Aufrufe zum Wählen zu erlauben. Dafür allerdings müsste ein noch strenges kontrolliertes System schnellstmöglich etabliert werden, denn schon jetzt ist Facebook heillos damit überfordert, schnell und effizient Posts und Kommentare zu überprüfen und ggf. von der Plattform zu nehmen. Bislang verließ man sich dafür auf die Hilfe der Nutzer, die einen Post als unangebracht markieren konnten.
In jedem Fall aber muss Facebook sich bald entscheiden, was das geringere Übel für den Konzern ist. Das politische Nachtragen in Kauf zu nehmen oder seine User weiterhin aufs Schärfste zu erzürnen.