Trotz aller Anstrengungen in der Lehrlings- Akquise haben die Unternehmen in der Stadt München auch im Jahr 2014 wieder weniger Ausbildungsverträge abgeschlossen: Insgesamt stellten die Betriebe aus Industrie, Handel und Dienstleistung bis Jahresende 6.187 Auszubildende neu ein, 3,5 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Damit ist die Anzahl der Neu-Verträge bereits das dritte Mal in Folge geschrumpft. Dies geht aus der aktuellen Ausbildungsstatistik der IHK für München und Oberbayern hervor. Positiver sieht die Situation für die Unternehmen im Landkreis München aus. Hier stieg die Anzahl der neuabgeschlossenen Ausbildungsverträge um knapp vier Prozent.
„Die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen ist ungebrochen. Doch es gehen ihnen schlichtweg die Azubis aus und stellt die Betriebe bei der Fachkräftesicherung vor riesige Probleme “, sagt Eberhard Sasse, Präsident der IHK für München und Oberbayern. Dieses Dilemma spiegelt sich auch in der aktuellen Online- Umfrage der IHK München unter 900 Unternehmen zum Thema Ausbildung wider: Danach plant die Hälfte der Befragten die Anzahl ihrer Ausbildungsplätze in diesem Jahr konstant zu halten, zwölf Prozent wollen weniger Stellen anbieten. Ein Viertel der befragten Firmen begründet die Reduzierung des Lehrstellenangebots in 2015 mit dem Mangel an Bewerbern.
Azubimangel herrscht in der Landeshauptstadt sowohl in den kaufmännischen (minus 3,5 Prozent) als auch in den gewerblich-technischen Ausbildungsberufen (minus 3,4 Prozent). Vor allem die Betriebe der Elektroindustrie und der Metalltechnik konnten weniger Lehrlinge finden. Deutlich rückläufig sind zudem die Neuabschlüsse bei den Industriekaufleuten und bei den Kaufleuten im Groß- und Außenhandel. Dagegen fanden die Landkreis-Unternehmen sowohl in den gewerblich-technischen (plus 3,8 Prozent) als auch in den kaufmännischen Berufen (plus 3,5 Prozent) mehr Auszubildende als im Vorjahr. Besonders kräftig legten im Landkreis die Ausbildungszahlen für die Kaufleute für Versicherungen und Finanzen (plus 44 Verträge) sowie Ausbildungen in der Elektroindustrie (plus 22 Verträge) zu.
„Es ist höchste Zeit, zu handeln. Ansonsten läuft uns langfristig der Fachkräftemangel aus dem Ruder“, mahnt Sasse. Erforderlich seien vor allem gesellschaftliches Umdenken und die Abkehr vom vorherrschenden Akademisierungswahn. „Die duale Ausbildung muss wieder als attraktive und echte Alternative zum Studium wahrgenommen werden“, fordert der IHK-Präsident. Noch immer würden die Karrierechancen nach der betrieblichen Ausbildung und die Fortbildungsmöglichkeiten über Meisterkurse bis zum Hochschulstudium unterschätzt.
Aber auch die Betriebe müssten die Ausbildung noch stärker zur Chefsache machen und auch neue Bewerbergruppen ansprechen. Sasse empfiehlt allen Unternehmen, frühzeitig auf Schüler zuzugehen, auch Absolventen mit weniger guten Noten eine Chance zu geben und neue Angebote wie Duales Studium und Teilzeitausbildungen einzuführen. Darüber hinaus müssten auch Studienabbrecher stärker in den Fokus der Ausbildungsbetriebe rücken.
Zusätzlich setzt sich die IHK München für die gesicherte betriebliche Ausbildung von Flüchtlingen zu Fachkräften ein. Mit dem von der bayerischen IHK entwickelten „Modell 3+2“ könnten mehr Unternehmen für die Ausbildung junger Flüchtlinge gewonnen werden, unterstreicht Sasse. Das Modell sehe vor, dass Jugendliche während der Ausbildung sowie zwei Jahre danach nicht abgeschoben werden dürfen. „Das gibt den Betrieben, die in die Ausbildung von Flüchtlingen investieren, die notwendige Rechts- und Planungssicherheit“, so der IHK-Präsident.
Insgesamt sind derzeit 4.050 IHK-zugehörige Unternehmen in der Stadt und dem Landkreis München in der Ausbildung aktiv und stehen für fast 50 Prozent aller Ausbildungsverhältnisse.