Die Innovationskraft deutscher Unternehmen lässt zu wünschen übrig. Dies zeigt zum einen das Ergebnis des Mittelstandspanels 2016, welches gemeinsam vom Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) und der Unternehmensberatung A.T. Kearney durchgeführt wurde. Zwischen Juni und September 2016 haben mehr als 500 Unternehmerinnen und Unternehmer an der Befragung des renommierten Mittelstandspanels teilgenommen.
Unterstützt vom Bonner Institut für Mittelstandsforschung (IfM) haben beide Partner mittelständische Industrieunternehmen aus allen Wirtschaftsbereichen um Einschätzungen ihrer eigenen Situation und die Bewertung konjunkturpolitischer Rahmenbedingungen gebeten. Im Zentrum stand die Fragestellung, von welchen Faktoren der unternehmerische Erfolg im Mittelstand heute und in Zukunft abhängt.
Die Befragung zeigt: Zwar halten die Mittelständler den Weg zum Erfolg weitgehend in der eigenen Hand, jedoch zeigen die Unternehmen Schwachstellen, wenn es um schnelle Produktreife und Markenaufbau geht. Diese Defizite dämpften derzeit die Innovationskraft des Mittelstandes, so A.T. Kearney. Gerade mit Blick auf die Herausforderungen der Digitalisierung müssten die Unternehmen dringend darauf hinarbeiten, wettbewerbsfähige Produkte sehr viel schneller aus den Laboren in den Markt zu bringen. Erst dann würden sie ihre volle Leistung ausspielen können.
Mittelständische Innovationskraft gebremst
Dazu verschlechterten sich auch die Rahmenbedingungen für industrielle Mittelständler zunehmend, so BDI-Vizepräsidentin Ingeborg Neumann. Gründe dafür sind laut Analyse, dass mittelständische Industriebetriebe die öffentliche Stimmung im Land offenbar als wenig innovationsfreundlich erleben, was sie ebenfalls in ihren Fortschrittsbemühungen bremst. Auch die Kosten der Energiewende sind eine Belastung für das Wertschöpfungsnetzwerk im deutschen Mittelstand. Vor allem die energieintensiven Betriebe drohen durch weiter steigende Staatsanteile am Strompreis im internationalen Wettbewerb zurückzufallen.
Trotzdem: Der industrielle Mittelstand in Deutschland habe das Zeug dazu, seine Geschicke aus eigener Kraft in erfolgreiche Bahnen zu lenken. Das sei der erfreuliche Befund der Untersuchung, so Dr. Wulf Stolle von A.T. Kearney. Dieses wertvolle Potenzial dürfe nicht leichtfertig durch wirtschaftspolitische Hürden und gesellschaftliche Widerstände aufs Spiel gesetzt werden.
Zahl der Innovatoren geht zurück
Der deutsche Mittelstand büßt auch laut einer anderen Untersuchung an Innovationskraft ein: Die Zahl der Innovatoren sei nämlich deutlich zurückgegangen. Deutsche Mittelständler sind einem Bericht des „Handelsblatt“ zufolge deswegen weniger innovativ. Besonders stark könne man den Rückgang an der sogenannten Innovatorenquote ablesen, die den Anteil der kleinen und mittelständischen Unternehmen beschreibt, die innerhalb eines Dreijahreszeitraums Produkt- und Prozessinnovationen eingeführt haben. Im Jahr 1999 waren dem Blatt zufolge 56 Prozent der Unternehmen so innovativ. Nach aktuellen Zahlen seien es nur noch 37 Prozent. Eine Befragung von mehr als 100 Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik zeige zudem, dass Mittelständler strategische Innovationsaktivitäten zugunsten kurzfristiger Projekte vernachlässigten.
Die Ergebnisse des BDI/A.T. Kearney-Mittelstandspanels 2016 finden Sie hier:
https://www.bdi-panel.emnid.de/.