Die Zahlen der Patentanmeldungen beim Europäischen Patentamt (EPA) für 2017 zeigen bemerkenswertes: So kommt das Unternehmen mit den meisten Patentanmeldungen beim EPA im Jahr 2017 aus China. Der chinesische Technologie- und Telekommunikationsriese Huawei lag 2017 mit 2398 Patentanmeldungen deutlich vor Siemens (2220 Patentanmeldungen). Damit ist zum ersten Mal ein chinesisches Unternehmen führend bei den Patentanmeldungen beim EPA.
Insgesamt waren letztes Jahr fünf chinesische Unternehmen unter den Top-100 Anmeldern beim EPA. Die Volksrepublik ist nun mit über 8.300 Anmeldungen das fünftaktivste Land beim EPA, hinter den USA, Deutschland, Japan und Frankreich.
Deutsche Innovatoren überholt
Die Ablösung von Siemens durch Huawei als Spitzenreiter beim EPA zeigt beispielhaft, wie China bei der Innovation deutsche Unternehmen überholt. Gerade im besonders zukunftsträchtigen Technologiebereich Digital Communication hat Huawei nun – zumindest, wenn man die Patentanmeldungen beim EPA betrachtet – die Position des innovativsten Unternehmens inne. Auch in den Bereichen Computertechnologie und Mobilität sind chinesische Unternehmen auf dem Vormarsch.
„Wir haben den Eindruck, dass China eine Innovationsführerschaft in den Spitzentechnologien anstrebt“, so die Präsidentin des deutschen Patentamts, Cornelia Rudloff-Schäffer, gegenüber dem Handelsblatt. Geistiges Eigentum gehöre mittlerweile als wichtiger Teil zur chinesischen Wirtschaftspolitik, so Rudloff-Schäffer weiter.
Dies belegen auch die Zahlen: So sind chinesische Patentanmeldungen beim EPA im letzten Jahr um 16,6 Prozent gestiegen, während die Anzahl der deutschen Anmeldungen nur um 1,9 Prozent zulegte. Wenn sich diese Entwicklung fortsetzt, droht die Innovationskraft der deutschen Wirtschaft in den nächsten Jahren hinter China zurückzufallen.
Folgen des Patentschutzes für deutschen Mittelstand
Die hohe Zahl der chinesischen Patentanmeldungen zeigt, dass China nicht mehr vorrangig Produkte imitiert oder kopiert, sondern mittlerweile auch zahlreiche eigene Innovationen voranbringt und schützen lässt. Die Durchsetzung dieser Schutzrechte macht mittelfristig deutschen Unternehmen zu schaffen, die sich den neuen mächtigen Wettbewerbern ausgesetzt sehen. Gerade der Mittelstand ist in seinen Ressourcen häufig begrenzt und sieht sich nun chinesischen Konzernen mit umfangreichen Schutzrechten und professionellen Patentabteilungen gegenüber. Dass dies konkrete negative Folgen für den deutschen Mittelstand haben kann, haben wir schon einmal berichtet.
Insgesamt wird hieraus deutlich, dass der Mittelstand sich um sein geistiges Eigentum professioneller und systematischer kümmern muss, um mit den chinesischen Firmen mithalten zu können.