Vergangenen Monat hat Sigmar Gabriel in Berlin eine neues Projekt gestartet: Die Initiative „FRAUEN unternehmen“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie wirbt für mehr Existenzgründungen und Unternehmertum von Frauen. Denn: derzeit wird nur knapp jedes dritte Unternehmen von einer Frau gegründet. Um überkommene Rollenbilder abzulegen und um mehr Mädchen und junge Frauen zur Selbstständigkeit zu ermutigen, möchte die Initiative mehr weibliche Vorbilder in der Öffentlichkeit sichtbar machen. Dazu soll ein Netzwerk hochklassiger und engagierter Unternehmerinnen für mehr weiblichen Unternehmergeist werben und zu einem modernen Bild von Unternehmertum und damit der Wirtschaft insgesamt beitragen.
Doch es ist bei weitem nicht nur die Gründerszene, die klar von Männern dominiert wird. So zeichnet eine aktuelle Studie des Verbands der Vereine Creditreform e.V. ebenfalls ein sehr einseitiges Bild: Mittelständische Unternehmen in Deutschland werden typischerweise von Männern geführt. 82 Prozent der Entscheider im Mittelstand sind männlich, so die Ergebnisse einer Untersuchung unter über 6.000 Unternehmen in Deutschland mit einer Bilanzsumme bis 250 Mio. Euro. Auch sind 54 Prozent der Erwerbstätigen und 68 Prozent aller Selbstständigen in Deutschland männlichen Geschlechts.
Beim Thema Gehalt dominieren in vielen Fällen ebenfalls noch die alten Rollenverteilungen. Eine vom Karriereportal Monster und der WageIndicator Foundation kürzlich durchgeführte Analyse zeigt, dass Frauen allgemein im Berufsleben und speziell in Führungspositionen zwar Boden gut machen können – allerdings erhalten sie bei weitem nicht die selben Gehälter wie ihre männlichen Kollegen. Die Ergebnisse zeigen klar, dass – international gesehen – die Einkommen von Frauen im Schnitt 22 bis 29 Prozent niedriger sind als die von Männern. Männer in leitenden Positionen erhalten beispielsweise durchschnittlich 16 Prozent mehr Gehalt als Frauen auf gleichen Positionen.
Viele Politikvertreter sehen in der gesetzlich geregelten Frauenquote einen geeigneten Ausweg aus der „Männerherrschaft“. Dass sie in Deutschland kommen wird, ist mittlerweile ausgemacht. Die Frage ist nur noch: wann und wie genau. Ich selbst habe vor zwei Jahren mit der damaligen Wirtschafts-Staatssekretärin Katja Hessel (FDP) und etwa 20 Unternehmerinnen eine lange Diskussion zum Thema „Quote“ geführt. Die Meinungen gingen damals sehr auseinander, selbst in dieser reinen Frauenrunde war keine klare Positionierung zugunsten einer starren oder flexiblen Quotenregelung (Flexiquote) auszumachen. Doch Tatsache ist: wir sind wieder zwei Jahre weiter, und die Situation hat sich nicht entscheidend verändert. Ist dieses Problem also durch freiwillige Selbstverpflichtungen und Appelle an Unternehmer nicht zu lösen, sondern nur durch klare gesetzliche Regelungen? Und wird sich eine gesetzlich festgelegte Quotenregelung auch auf das grundsätzliche Gehaltsgefälle zwischen den Geschlechtern auswirken?
Braucht Deutschlands Mittelstand eine Frauenquote? Und wenn ja, dann welches Modell? Diskutieren Sie mit uns – hinterlassen Sie Ihren Kommentar auf mittelstandinbayern.de (siehe unten) zu diesem zentralen Thema.
Ihr
Achim von Michel
Herausgeber mittelstandinbayern.de