Händeringend suchen bayerische Betriebe derzeit nach Auszubildenden. Nach Angaben des Bayerischen Industrie- und Handelskammertags (BIHK) ist die Zahl der freien Lehrstellen in Bayern im Vergleich zum Vorjahresmonat um 2,8 Prozent auf gut 95.000 gestiegen. Damit erreicht die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe ein neues Rekordniveau.
„Nachwuchs reicht hinten und vorne nicht“
Schon seit Jahren nimmt der Bedarf an Auszubildenden in Bayern über alle Branchen hinweg zu. So war die Zahl der gemeldeten Lehrstellen in Bayern zwischen den Jahren 2009 und 2016 bereits um ein Viertel gestiegen. Gleichzeitig sank jedoch die Zahl der Bewerber um 2,3 Prozent. Dieses Jahr ist mit Blick auf die Bewerberzahl dagegen ein kleines Plus von 0,4 Prozent auf bayernweit 72.089 Bewerber zu verzeichnen. Grund für Erleichterung ist dieses Plus jedoch noch nicht. BIHK-Präsident Eberhard Sasse warnt: „Der Lehrstellenmarkt wird für die Betriebe jedes Jahr schwieriger – aufgrund der guten Konjunktur und des absehbaren Fachkräftemangels bieten die Firmen reichlich Lehrstellen an, aber der Nachwuchs reicht hinten und vorne nicht.“ Aktuell sind bayernweit 43.309 Ausbildungsplätze unbesetzt, doch stehen dem nur gut 29.032 unversorgte Bewerber gegenüber. Im Vorjahr blieben im Freistaat bereits mehr als 12.000 Ausbildungsplätze frei.
Trotz Nachfrage auch erfolglose Bewerber
Obwohl den Bewerbern bayernweit eine große Auswahl an Ausbildungsstätten zur Verfügung steht, finden trotzdem nicht alle einen Ausbildungsplatz. Die Gründe für dieses Paradoxon sind verschieden, doch eine große Rolle spielt laut Eberhard Sasse die mangelnde Ausbildungsreife vieler Bewerber. Der BIHK-Präsident beklagt, dass zu vielen Schulabgängern grundlegende Deutsch- und Mathematikkenntnisse fehlen oder es ihnen an Teamfähigkeit mangelt. Trotzdem will Sasse den bislang erfolglosen Bewerbern Mut machen: „Viele Betriebe geben Schülern mit weniger guten Zeugnissen Chancen und bieten ausbildungsbegleitende Nachhilfe. Schüler in den Abgangsklassen haben immer noch gute Karten, im September mit der Ausbildung durchzustarten“. Außerdem empfiehlt der BIHK-Präsident den Schulabgängern, die Sommerferien für Schnupperpraktika zu nutzen. Diese können die jungen Menschen auch positiv gegenüber jenen Berufen überraschen, die sie zuvor nicht in Betracht gezogen hatten.
Innovative Azubi-Suche verspricht Erfolg
Genau diese Erfahrung hat auch Metzgermeister Steffen Schütze aus Freising gemacht. Im ZDF-Talk mit Peter Hahne bekräftigte Schütze in der Sendung vom 19. Juni, dass der Metzgerberuf – wie viele andere Ausbildungsberufe auch – unter einem veralteten und schlechten Image leidet. Schülerpraktika hätten dagegen oft geholfen, die Vorstellung vom blutigen Schlachter zu überwinden. Darüber hinaus mahnte der Metzgermeister zu innovativen Ansätzen gegen den Azubi-Mangel. So wirbt seine Metzgerei beispielsweise mit einer plakativen Kampagne und dem Versprechen eines iPhone 6 inklusive Vertrag für jeden Auszubildenden. Auch Florian Schardt, Geschäftsführer des Ausbildungsportals Azubiyo, stellte gegenüber Moderator Hahne klar, dass Betriebe neue Wege in der Azubi-Suche gehen müssen. Als Arbeitgeber müssten sie potenziellen Auszubildenden bereits in der Stellenausschreibung Wertschätzung vermitteln und aufzeigen, welche Perspektiven ihr Betrieb zu bieten hat. Da junge Menschen insbesondere über das Internet zu erreichen sind, ermutigte der Ausbildungsvermittler die Firmen außerdem dazu, ihre Berührungsängste gegenüber digitalen Medien zu überwinden.