Die Hälfte der Zeit ist um. Nur noch sieben Jahre verbleiben, um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen. Sieben Jahre um die Emissionen um 43 Prozent zu verringern. 2015 einigten sich 195 Staaten auf eine Begrenzung des Temperaturanstiegs auf 1,5 Grad Celsius. Wird dieses Ziel nicht erreicht, drohen irreversible Rückkopplungsprozesse und die Gefahr zunehmender Klimakatastrophen.
Warnung des Weltklimarats
Die bisherigen Maßnahmen im Kampf gegen den Klimawandel seien zu wenig ambitioniert und weitreichend, so die Wissenschaftler:innen des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) Überdies würden die Regierungen zu langsam agieren. Findet hier nicht ein sofortiges weltweites Umdenken und entschlossenes Handeln statt, wird die Erde sich bereits in den 2030er-Jahren um 1,5 Grad erwärmt haben. Aktuell liegt die Erwärmung bereits bei 1,1 Grad. Dies führt schon jetzt zu immer häufigeren und intensiveren Extremwetterereignissen, die immer gefährlichere Auswirkungen auf die Natur und den Menschen in allen Regionen der Welt haben. Die Folgen des Klimawandels würden die schwächsten Menschen und Ökosysteme am härtesten treffen, so der IPCC.
Die Welt auf den richtigen Weg bringen
Diese Sicht teilt auch Sultan Ahmed Al Jaber, Vorsitzender der anstehenden UN-Klimakonferenz COP28, die Ende dieses Jahres in Dubai stattfinden soll. Beim Petersberger Klimadialog, welcher am 2. Mai in Berlin abgehalten wurde, betonte er: „Der jüngste IPCC-Bericht hat bereits deutlich gemacht, dass wir weit vom Weg abgekommen sind. Dies ist ein Moment der Klarheit, dem wir uns in aller Ehrlichkeit stellen müssen. Wir müssen uns vereinen und den Moment der globalen Bestandsaufnahme nutzen, um die Welt auf den richtigen Weg zu bringen und die Ziele des Pariser Abkommens zu erreichen.“
Verantwortung der Mitgliedsstaaten
Welche Schritte sind als nächstes notwendig und was wird von den Mitgliedern erwartet? Dazu findet Al Jaber deutliche Worte: “Entwicklungsländer warten noch immer auf die 100 Milliarden Dollar, die ihnen vor vierzehn Jahren versprochen wurden. Das verzögert den Prozess und als Teil meines Einsatzes fordere ich die Geberländer dazu auf, bis zur COP28 einen endgültigen Sonderbericht über die Erfüllung dieser Zusage vorzulegen.“ In Gesprächen mit Klima-, Finanz- und Entwicklungsministern des globalen Südens wurde deutlich, dass die Umsetzung von Maßnahmen nicht annähernd verfügbar, zugänglich oder finanzierbar genug ist.
Außerdem fordert er einen schrittweisen Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen und eine gleichzeitige Einführung praktikabler und bezahlbarer Alternativen. In globaler Zusammenarbeit soll das aktuelle Energiesystem dekarbonisiert werden.
Als letzten Punkt kündigte Al Jaber an, zum ersten Mal einen gesamten Tag der Konferenz dem Thema Gesundheit zu widmen, denn angesichts der aktuellen Entwicklungen sind konkrete Lösungen zur Anpassung an das sich verändernde Klima und die Auswirkungen des Klimawandels von großer Bedeutung.
Vereint gegen die gemeinsame Bedrohung
Al Jaber beendete seine Rede mit einem Aufruf zur Zusammenarbeit und Solidarität, sowie zur Erfüllung politischer und rechtlicher Verantwortung. Im Mittelpunkt sollte dabei die Zusammenarbeit an einer ehrgeizigen Agenda und einem praktischen, handlungsorientierten Plan für 2030 stehen. „Lassen Sie uns nicht weiter zögern, sondern mit der Umsetzung beginnen. Lassen Sie uns Leidenschaft in pragmatische Lösungen umwandeln. Setzen wir der Polarisierung ein Ende und stärken wir stattdessen Partnerschaften. Es gibt Momente in der Geschichte, in denen die Menschheit zusammenkommt, um eine gemeinsame Bedrohung zu bekämpfen. Schließen wir uns in Solidarität zusammen, um der Menschheit willen. Werden wir der Verantwortung gerecht, die uns übertragen wurde.“ Mit diesen Worten blickt Al Jaber auf die Klimakonferenz 2023.