Der Digitalisierungsbericht der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) für das Jahr 2021 hat ergeben, dass mittelständische Unternehmen trotz Fortschritten im Bereich der Digitalisierung noch immer Nachholbedarf haben. Seit der Corona-Krise habe es zwar einen deutlichen Schub gegeben, allerdings fehle es an komplexen Projekten, so das Ergebnis der repräsentativen Studie, für die rund 11.000 Unternehmen befragt wurden.
Krise treibt Digitalisierung voran
Im ersten Jahr der Corona-Pandemie hatten bis September 2020 23 Prozent der Betriebe ihre Digitalisierungsprojekte ausgeweitet, 14 Prozent hatten ihre Vorhaben verringert oder eingestellt. In dieser Zeit wurden beispielsweise Home-Office-Kapazitäten erhöht und infolgedessen auf Online-Kommunikationsformen gewechselt. Im Jahr 2021 wurden solche Projekte noch stärker vorangetrieben: 35 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, ihre Vorhaben ausgeweitet zu haben, nur sechs Prozent haben sie verringert oder eingestellt.
Digitalisierung hängt mit Größe der Unternehmen zusammen
Ein Trend, der sich bereits vor der Pandemie gezeigt hatte, verstärkt sich auch während der Krise: Vor allem in Unternehmen mit mehr als 50 Beschäftigten spielt die Digitalisierung eine wichtige Rolle. Rund 62 Prozent dieser Betriebe gaben an, während der Pandemie ihre Digitalisierungsprojekte ausgebaut zu haben. Bei Firmen mit unter fünf Mitarbeitern sind es dagegen lediglich ein Drittel.
Bei den verschiedenen Wirtschaftszweigen zeigen sich ebenfalls deutliche Unterschiede. Im Baugewerbe haben während der Pandemie bloß neun Prozent der Betriebe ihre Digitalisierungsvorhaben ausgeweitet, etwas mehr als die Hälfte haben keine solchen Projekte. Der Dienstleistungssektor ist hier deutlich weiter: 39 Prozent der Unternehmen haben ihre Digitalisierungsaktivitäten ausgebaut und nur etwa ein Fünftel der Betriebe plant keine Projekte.
Kunden fordern digitale Dienstleistungen
Im ersten Jahr der Pandemie hatten vor allem Unternehmen, die stark unter der Krise gelitten haben, Digitalisierungsprojekte vorangetrieben. Diese Betriebe wollten damit in erster Linie ihre Existenz absichern. Mittlerweile zeigt sich aber, dass viele Firmen damit rechnen, dass sich das Kundenverhalten langfristig ändern wird und mehr digitale Dienstleistungen gewünscht werden. Von den Unternehmen, die mit einer solchen Veränderung rechnen, gaben rund 46 Prozent an, ihre Digitalisierungsaktivitäten nach der Pandemie beibehalten zu wollen.
Digitalisierung ist kein Selbstläufer
Auch der Angriffskrieg von Russland auf die Ukraine hat Auswirkungen auf die Digitalisierung von Unternehmen in Deutschland. Als Folge des Kriegs steigt die Gefahr von Cyber-Attacken auf Betriebe. Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW, sieht hier dringenden Nachholbedarf. Da in nur 33 Prozent der Betriebe die Digitalisierungsprojekte abgeschlossen sind, sind viele Firmen auf solche Attacken nicht vorbereitet. Deutschland dürfe sich daher keine Schwächen bei der Digitalisierung mehr erlauben, so Köhler-Geib.