Der deutsche Mittelstand hält tapfer die Stellung: Trotz Konjunktureinbruch in Folge des Corona-Shutdowns haben bisher nur 8 Prozent der mittelständische Unternehmen Mitarbeiter entlassen müssen. Das ist eines der zentralen Ergebnisse einer aktuellen Umfrage der Deutschen Zentral-Genossenschaftsbank (DZ Bank) mit 1043 Teilnehmern. Allerdings blicken viele der befragten Unternehmerinnen und Unternehmer pessimistisch in die nahe Zukunft.
Corona-Krise stellt Robustheit von KMU auf eine harte Probe
Trotz solider Eigenkapitalausstattung musste bereits über ein Fünftel der befragten Unternehmen staatliche Förderkredite beantragen. Dies gilt für Unternehmen aus fast allen Wirtschaftssektoren. Lediglich die Landwirtschaft, Elektroindustrie und das Baugewerbe kommen noch nahezu ohne staatliche Unterstützung aus. So bewerten beispielsweise immer noch 85 Prozent der mittelständischen Bauunternehmen ihre aktuelle Lage als „sehr gut“ oder „gut“. Insgesamt hat sich die Stimmung im Mittelstand jedoch deutlich eingetrübt. Besonders große Sorgen äußern hierbei Unternehmen aus der Metall-, Maschinenbau- und Automobilindustrie sowie aus dem Dienstleistungsgewerbe.
Unternehmen setzen auf Kurzarbeit
Um die Folgen der Corona-Krise zu bewältigen mussten viele KMU inzwischen Kurzarbeit beantragen. „Auf Kurzarbeit greifen bereits jetzt mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen zurück. Das Instrument, das sich bei zahlreichen Unternehmen schon in der Finanzkrise 2008/09 bewährt hat, um wertvolle Fachkräfte nicht zu verlieren, wenden vor allem die ohnehin stark gebeutelten Maschinen- und Fahrzeugbauer an“, sagt DZ BANK-Volkswirt Dr. Claus Niegsch. Laut Umfrage befinden sich derzeit zwei Drittel der Mitarbeiter von mittelständischen Unternehmen aus den Bereichen Maschinenbau und Automobil in Kurzarbeit.
Mittelstand zeigt sich flexibel
Um Entlassungen zu umgehen ergreifen viele Betriebe unterschiedlichste Werkzeuge. Insgesamt setzen 63 Prozent der befragten Unternehmen kurzfristig auf Maßnahmen wie den Abbau von Überstunden oder Betriebsurlaub. Zudem ermöglichen inzwischen fast drei Viertel der Mittelständler ihren Mitarbeitern die Arbeit im Homeoffice. Weitere 12 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, ihr Geschäftsmodell im Zuge des Shutdowns neu ausgerichtet zu haben. Vor allem kleinere Unternehmen mit einem Umsatz von weniger als fünf Millionen Euro im Jahr zeigen sich dank kurzer Entscheidungswege flexibel. Unter ihnen hat bislang beinahe jedes sechste Unternehmen eine Neuausrichtung des Geschäftsmodells vorgenommen.
„Es ist erfreulich, dass sich der Mittelstand trotz des schwierigen Marktumfelds kämpferisch zeigt und mehrheitlich nach alternativen Lösungen sucht, um Umsätze zu sichern“, betont Uwe Berghaus, Vorstandsmitglied der DZ BANK. „Den deutschen Mittelstand kennzeichnet ein ausgeprägter Unternehmergeist. Davon können die Unternehmen auch in Krisenzeiten stark profitieren.“
Dennoch werden die Einsparungen durch Kurzarbeit, Neustrukturierungen und weitere Maßnahmen immer häufiger nicht ausreichen, so das Ergebnis der Umfrage. So plant inzwischen unter den Metall-, Maschinenbau- und Automobilunternehmen sowie im Dienstleistungssektor sogar jedes zehnte Unternehmen, Entlassungen vorzunehmen oder hat dies bereits tun müssen.