Der Generationenwechsel gestaltet sich für mittelständische Unternehmen immer schwieriger. Mehr Senior-Chefs denn je möchten hierzulande ihren Betrieb übergeben; gleichzeitig ist die Zahl potenzieller Nachfolger auf ein Rekordtief gesunken: Der aktuelle Report des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) zur Unternehmensnachfolge zeigt Engpässe in der ganzen Breite des Mittelstandes auf. Konkret finden 43 Prozent der Senior-Unternehmen nicht den passenden Nachfolger – so viele wie nie seit Beginn dieser IHK-Statistik im Jahr 2007. „Die Zahl der Unternehmer im Rentenalter wächst weiter“, fasste DIHK-Präsident Eric Schweitzer die Ergebnisse der Erhebung gegenüber der Tageszeitung „Die Welt“ zusammen. „Nachfolger sind häufig nicht in Sicht.“ Die Engpässe beziehen sich auf die ganze Breite der kleinen und mittleren Unternehmen: Von der Hotelbranche, über Verkehr und Handel bis hin zur Industrie.
Söhne und Töchter wollen ihren eigenen Weg gehen
Für diese Entwicklung gibt es verschiedene Gründe. Zum einen wollen immer weniger Kinder die Betriebe ihrer Eltern übernehmen. Sie möchten lieber ihren eigenen Weg gehen und sehen die Nachfolge nicht als „familiären Automatismus“ an. Zudem führt der steigende Mangel an Fachkräften dazu, dass gut qualifizierte Personen attraktive Konditionen als Arbeitnehmer aushandeln können und dies einer Selbstständigkeit vorziehen. Auch die Finanzierung steht der erfolgreichen Suche nach einem Nachfolger oft im Weg, wie Schweitzer berichtet: „Größtes Hemmnis bei der Unternehmensnachfolge bleibt die Finanzierung – und das, obwohl das Finanzierungsumfeld generell mit historisch niedrigen Zinsen derzeit äußerst günstig ist.“ Trotzdem habe fast jeder zweite Nachfolger Finanzierungsprobleme.
„Die Politik muss mehr Anreize für Unternehmensnachwuchs setzen“
„Und aktuelle Pläne des Baseler Ausschusses zur europäischen Bankenregulierung würden die Situation noch verschärfen“, so Schweitzer weiter: „Wenn Banken künftig Zinsrisiken pauschal mit Eigenkapital unterlegen müssten, dann würden Langfristkredite erheblich teurer“, warnte er. Und die seien gerade auch bei Betriebsübernahmen notwendig. „Diese Pläne gehören deshalb zurück in die Schublade“, forderte der DIHK-Präsident. „Darüber hinaus muss die Politik Anreize für mehr Unternehmernachwuchs setzen.“ Hierzu zähle neben einer mittelstandsfreundlichen Erbschaftsteuer die flächendeckende „Vermittlung von Unternehmertum in Schulen“.