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Sicherheit in der Tischler-Werkstatt: Mehr als nur ein Gehörschutz

Die professionelle Holzbearbeitung verlangt nicht nur handwerkliches Geschick, sondern auch ein durchdachtes Sicherheitskonzept. Während viele Heimwerker oft nur zum Gehörschutz greifen, umfasst echte Werkstattsicherheit deutlich mehr Aspekte.

Die grundlegende Schutzausrüstung

In einer modernen Tischlerwerkstatt ist die persönliche Schutzausrüstung (PSA) unverzichtbar. Investieren Sie in eine Schutzbrille mit Seitenschutz und kratzfester Beschichtung – am besten eine, die auch über einer normalen Brille getragen werden kann. Der Gehörschutz sollte einen SNR-Wert von mindestens 28 dB aufweisen, um auch bei lärmintensiven Arbeiten ausreichend Schutz zu bieten. Dabei haben Sie die Wahl zwischen Kapselgehörschutz und Gehörschutzstöpseln. Erstere bieten meist besseren Schutz, während Stöpsel bei längeren Arbeiten oft als angenehmer empfunden werden.

Bei der Staubmaske achten Sie auf die Filterklasse P2 für Holzstaub oder P3 bei Arbeiten mit behandelten Hölzern. Moderne Masken verfügen über Ausatemventile, die den Tragekomfort deutlich erhöhen und das Beschlagen von Brillengläsern reduzieren. Ergänzen Sie Ihre Grundausstattung durch schnittfeste Handschuhe für den Materialtransport und rutschfeste Sicherheitsschuhe mit Stahlkappe.

Staubabsaugung und Luftqualität

Holzstaub ist heimtückisch – besonders Hartholzstaub gilt als krebserregend. Eine leistungsstarke Absauganlage ist daher unerlässlich. Positionieren Sie mobile Absaugsysteme möglichst nah an der Staubquelle.

Bei stationären Maschinen empfiehlt sich eine fest installierte Absaugung. Die Absaugleistung sollte dabei auf die jeweilige Maschine abgestimmt sein – eine zu schwache Absaugung kann kontraproduktiv sein, da sie den Staub nur aufwirbelt, statt ihn zu entfernen. Achten Sie besonders bei Schleifarbeiten auf eine effektive Staubabsaugung, da hier besonders feiner und gesundheitsschädlicher Staub entsteht.

Installieren Sie zusätzlich einen Luftreiniger mit Feinstaubfilter, der auch die Schwebestoffe aus der Luft filtert. Öffnen Sie regelmäßig die Fenster für einen zusätzlichen Luftaustausch und planen Sie bei längeren Schleifarbeiten regelmäßige Pausen ein, während derer sich der Staub setzen kann.

Sichere Werkzeughandhabung

Bei der Arbeit mit Maschinen gilt: Konzentration ist das A und O. Verwenden Sie bei Präzisionsarbeiten, etwa beim Einsetzen einer Bohrbuchse, stets die vorgesehenen Hilfsmittel und Führungen. Bei Kreissägen sind Spaltkeil und Schutzhaube Pflicht. Arbeiten Sie nie ohne diese Schutzvorrichtungen, auch wenn es verlockend erscheint, „nur schnell“ einen Schnitt zu machen.

Besonders wichtig ist die richtige Vorbereitung: Prüfen Sie vor jedem Maschineneinsatz die Funktionsfähigkeit aller Schutzeinrichtungen. Achten Sie bei Handkreissägen auf scharfe Sägeblätter – stumpfe Blätter erhöhen die Rückschlaggefahr erheblich. Bei der Arbeit mit der Oberfräse sind Führungsschienen und Anschläge unverzichtbar. Verwenden Sie bei allen Maschinen die vorgesehenen Schiebestöcke und -hölzer, sobald sich Ihre Hände dem Schneidwerkzeug auf weniger als 20 Zentimeter nähern.

Tragen Sie keine weite Kleidung oder Schmuck, die sich in rotierenden Teilen verfangen könnten. Lange Haare gehören grundsätzlich unter eine Kopfbedeckung. Schalten Sie Maschinen bei Werkzeugwechsel oder Einstellarbeiten immer komplett aus und warten Sie den Stillstand aller beweglichen Teile ab.

Ergonomische Werkstattgestaltung

Eine gut organisierte Werkstatt ist eine sichere Werkstatt. Sorgen Sie für:

  • Ausreichende Beleuchtung (mindestens 500 Lux am Arbeitsplatz)
  • Rutschfeste Bodenbeläge
  • Aufgeräumte Arbeitsflächen
  • Klar definierte Laufwege

Werkzeuge sollten einen festen Platz haben und nach Gebrauch sofort dorthin zurückkehren. Kabel von Elektrowerkzeugen werden am besten über Kopf geführt, um Stolperfallen zu vermeiden.

Notfallmanagement

Trotz aller Vorsicht können Unfälle passieren. Ein gut bestückter Erste-Hilfe-Kasten gehört zur Grundausstattung. Dieser sollte enthalten:

  • Sterile Wundauflagen
  • Verbandmaterial
  • Desinfektionsmittel
  • Einmalhandschuhe
  • Augenspülung

Hängen Sie eine Liste mit Notfallnummern gut sichtbar auf und speichern Sie diese auch im Mobiltelefon.

Prävention als Schlüssel

Sicherheit in der Werkstatt ist kein lästiges Beiwerk, sondern die Grundlage für entspanntes und professionelles Arbeiten. Machen Sie sich zur Gewohnheit, vor jedem Arbeitsbeginn einen kurzen Sicherheitscheck durchzuführen:

  • Ist die Schutzausrüstung griffbereit und intakt?
  • Sind alle Maschinen in einwandfreiem Zustand?
  • Ist der Arbeitsbereich aufgeräumt und gut beleuchtet?
  • Funktioniert die Absaugung?

Investieren Sie regelmäßig Zeit in die Wartung Ihrer Sicherheitseinrichtungen. Prüfen Sie Kabel auf Beschädigungen, reinigen Sie Schutzbrillen und tauschen Sie Staubfilter rechtzeitig aus. Eine sichere Werkstatt ist keine Selbstverständlichkeit, sondern das Ergebnis kontinuierlicher Aufmerksamkeit und Pflege.

Denken Sie immer daran: Die beste Unfallbehandlung ist die Unfallvermeidung. Mit der richtigen Ausrüstung, einem durchdachten Arbeitsplatz und der nötigen Achtsamkeit steht einem sicheren Arbeiten in der Werkstatt nichts im Wege. Machen Sie Sicherheit zu Ihrer Priorität – Ihre Gesundheit wird es Ihnen danken.

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