Nachdem die Türkei 2012 Widerstandsfähigkeit bewiesen hat, kann sie 2013 gut gerüstet mit noch mehr sicherem Wachstum rechnen. 2012 ging die Inlandsnachfrage drastisch zurück; die Verbraucherausgaben sanken um 0,5 Prozent, nachdem sie 2011 um 7,8 Prozent gestiegen waren. Damit schrumpften die Importe um 3,5 Prozent; demgegenüber stieg die Auslandsnachfrage, so dass ein mäßiges Gesamtwachstum verzeichnet werden konnte.
Wenn die Zahlungspraktiken und Insolvenzregelungen verlässlicher werden, wird sich dies positiv auf die türkische Wirtschaft auswirken. Zahlungsfristen betragen durchschnittlich 70 Tage, können sich aber auf 150-180 Tage verlängern; dies steht im Kontrast zu der neuen EU-Richtlinie, die bis 2015 ein Zahlungsziel von 60 Tagen vorsieht. Bezeichnend für Insolvenzen in der Türkei sind die geringen Rückflussraten und die längere Abwicklungsdauer.
Das 2012 verabschiedete Gesetz zur Senkung der Kreditabsicherung von nachdatierten Schecks ist für die Türkei ein wichtiger Schritt nach vorn. Damit werden die inländischen Handelspraktiken auf das Niveau des jetzt weltweit verwendeten Kontokorrentsystems angehoben. In dieser Übergangsperiode ist der Handel auf Unterstützung angewiesen; der Cashflow von Unternehmen sollte abgesichert und ein solides Kreditmanagement eingeführt werden.
Die Anzahl der Insolvenzen ist in der Türkei in den letzten 12 Jahren stetig gestiegen und dürfte sich auch 2013 weiter um 5 Prozent erhöhen. Damit steigt dort die Insolvenzrate jedoch immer noch langsamer als in Belgien, Brasilien, der Tschechischen Republik, Griechenland und Luxemburg.
Euler Hermes geht davon aus, dass türkische Branchen mit einem hohen Wertschöpfungsanteil ihren Exportmarktanteil vergrößern:
- Maschinenbau: Der Maschinenbau hat Textilien und Bekleidung als größten Exportsektor verdrängt. Der Erfolg basiert auf überaus wettbewerbs- und anpassungsfähigen kleinen und mittelständischen Betrieben, die den Großteil der Industrieproduktion des Landes ausmachen.
- Lebensmittel: Die Türkei ist ein wichtiger Erzeuger von landwirtschaftlichen Rohstoffen und wird 2013 einen branchenweiten Umsatz in Höhe von USD 167 Mrd. erwirtschaften. Milchprodukte bilden mit einer Steigerung von 165 Prozent von 2004 bis 2009 den am schnellsten wachsenden Subsektor.
- Textilien: Zu den Vorteilen der Türkei gehören eine flexible Produktion sowie die Nähe zu Europa und anderen Hauptexportmärkten im Wettbewerb mit „Niedrigpreis“-Ländern wie Bangladesch, China und Indien. Mit seinem Anteil von über 10 Prozent des BIP bei Textilien und Fertigkleidung ist die Türkei der größte Textilienhersteller Europas.
- Metalle: Der Metallsektor machte 2011 10 Prozent des türkischen Gesamtexportumsatzes aus. Damit rangiert das Land weltweit an achter Stelle. China wird voraussichtlich seine Produktion drosseln, wohingegen der Verbrauch im Mittleren Osten und in den Schwellenmärkten auf Grund von Investitionen in die Infrastruktur, den Bausektor und die Industrie ansteigen wird; damit ist die Türkei gut positioniert.
- Chemie: Ein diversifizierter Sektor, der 13 Prozent des gesamten ausländischen Kapitals in der Türkei ausmacht. Pharma stellt einen Subsektor mit einem hohen Wertschöpfungsanteil dar und dürfte bis 2015 einen globalen Marktanteil von 28 Prozent erreichen.
(Quelle: www.bvmw.de)