Mittelstand in Bayern
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Studie zeigt: Deutschland verliert dramatisch an Standortattraktivität

Deutschland fällt im internationalen Standortwettbewerb immer weiter zurück. Dies ergab eine aktuelle Studie des Mannheimer Wirtschaftsforschungsinstituts ZEW zu den Rahmenbedingungen für Familienunternehmen. Demnach verliert Deutschland im Standortranking von 21 Industriestaaten drei Plätze und liegt nur noch knapp vor dem Tabellenende. Die Untersuchung wird seit 2006 alle zwei Jahre im Auftrag der Stiftung Familienunternehmen durchgeführt. Die Bundesrepublik liegt im Länderindex 2020 nur noch auf Position 17. Noch schlechter schneiden allein Frankreich, Spanien, Japan und Italien ab. An der Spitze des Rankings liegen dagegen die USA, Großbritannien und die Niederlande.

Mangelhafte IT-Infrastruktur und hohe Steuern als Schwachpunkte

Die Studie untersucht die wichtigsten Standortfaktoren für Familienunternehmen. Dafür nimmt sie sechs Themenfelder in den Blick: „Steuern“, „Arbeitskosten, Produktivität, Humankapital“ „Regulierung“, „Finanzierung“, „Infrastruktur und Institutionen“ und „Energie“. Verbesserungsbedarf stellen die Studienautoren in Deutschland vor allem bei der IT-Infrastruktur, den Arbeitskosten und der Steuer- und Abgabenlast fest. Im Bereich „Steuern“ erzielt Deutschland nahezu die schlechtesten Werte und liegt mit Rang 20 auf dem vorletzten Platz. Nur Japan schneidet hier noch schlechter ab. Andere Staaten wie die USA, Frankreich und Belgien haben ihre Wettbewerbsposition dagegen durch Steuersenkungen verbessert.

Hohe Arbeitskosten in Deutschland

Auch in der Kategorie „Arbeitskosten, Produktivität, Humankapital“ weist Deutschland mit Rang 18 deutliche Standortschwächen auf. Im Mittelfeld liegt Deutschland hingegen in der Kategorie „Regulierung“, die unter anderem das Ausmaß an Bürokratie im jeweiligen Land bemisst. Leicht verbessert hat sich Deutschland auch in der Kategorie „Energie“: Doch Platz 14 im Standortranking liegt hier immer noch unterhalb des Durchschnitts. Hierfür sind vor allem die hohen Strompreise verantwortlich. In der Kategorie „Infrastruktur und Institutionen“ schneidet Deutschland mit Rang 8 leicht überdurchschnittlich ab, muss aber den stärksten Punktverlust hinnehmen. Vor allem die digitale Infrastruktur gilt als unzureichend.

Schlechteste Entwicklung von 2006 bis 2020

Deutschlands Stärken finden sich lediglich bei der Finanzierung und der vergleichsweise guten Kapitalausstattung deutscher Familienunternehmen vor Beginn der Corona-Krise. Besonders positiv fällt hier ins Gewicht, dass sowohl die öffentliche als auch die private Verschuldung gering sind. Trotzdem spricht die Entwicklung der letzten 14 Jahre eine deutliche Sprache: Deutschland entwickelte sich am schlechtesten im internationalen Vergleich und hat von 2006 bis 2020 fünf Plätze im Standortranking eingebüßt. Andere Industrienationen wie die Niederlande (+7 Rangplätze), Polen (+6 Plätze) sowie Tschechien und die USA (jeweils +4 Plätze) konnten sich im gleichen Zeitraum deutlich verbessern.

Standort muss wettbewerbsfähiger werden

Deutschland müsse daher dringend wettbewerbsfähiger gemacht werden. „Die Ergebnisse müssen aufrütteln“, sagt dazu Professor Rainer Kirchdörfer, Vorstand der Stiftung Familienunternehmen. „In den vergangenen Jahren haben wir uns sehr stark auf die Verteilung des Wohlstands konzentriert. Jetzt kommt es dringend darauf an Deutschland wettbewerbsfähiger zu machen. Der Länderindex zeigt die Prioritäten klar auf: Wir müssen im Steuerwettbewerb wieder Anschluss gewinnen, Energiekosten reduzieren und in die unzureichende Infrastruktur investieren.“

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