Im Mittelstand besteht europaweit ein hoher Aufklärungsbedarf über Cloud Computing. Das erfordert Initiativen, die stärker auf die individuellen Bedürfnisse der Unternehmen eingehen. So lauten zwei zentrale Ergebnisse des Cloud-Scout-Reports von „Deutschland sicher im Netz“ (DsiN). Unter Cloud Computing versteht man das Speichern von Daten in einem entfernten Rechenzentrum, aber auch die Ausführung von Programmen, die nicht auf dem lokalen Computer oder Server installiert sind, sondern entfernt in einer Cloud/ Wolke.
Zur Präsentation des Reports mit Günther Oettinger, EU-Kommissar für Digitale Wirtschaft und Gesellschaft, erklärte Dr. Michael Littger, DsiN-Geschäftsführer: „Der DsiN-Cloud Scout ermöglicht mittelständischen Unternehmen Einblicke in Rechts- und Sicherheitsfragen beim Cloud Computing, die für eine professionelle Nutzung unerlässlich sind.“
Die Auswertung der Antworten von mehr als 3.100 Befragten ergab, dass Kosteneinsparungen und Effizienzsteigerungen die häufigste Motivation für Cloud Computing im Mittelstand sind (zusammen 50 Prozent). Seltener wurden Qualitäts- und Sicherheitszugewinne genannt. Auch die Größe der Unternehmen hat laut Report Einfluss auf den Umgang mit der Cloud: Je größer das Unternehmen ist, desto eher wird mit der Cloud auch die strategische Ausrichtung verbunden. „Für den Erfolg der Digitalisierung in Deutschland und Europa ist die Einbindung von kleinen und mittleren Unternehmen eine Grundvoraussetzung. Die Ergebnisse des DsiN-Cloud-Scout liefern Anknüpfungspunkte, um Chancen des Cloud Computings bei KMU besser zu vermitteln und Vorbehalte aufzuklären“, so Dr. Michael Littger, Geschäftsführer DsiN e.V.
Barrieren: Unsicherheit bei rechtlichen sowie vertraglichen Aspekten
Die mögliche Abhängigkeit von Cloud-Dienstleistern gehört zu den häufigsten Vorbehalten beim Cloud Computing, gefolgt von den rechtlichen und vertraglichen Aspekten und dem Auswahlverfahren eines Cloud-Service-Anbieters. Während in Spanien eine Anbieterabhängigkeit befürchtet wird, zeigen Unternehmen im deutschsprachigen Raum bei rechtlichen Fragen, Compliance oder Datenschutz die größere Sensibilität. Insgesamt nehmen bei großen Unternehmen die vertraglichen Fragen und Compliance einen höheren Stellenwert ein als bei den kleineren Unternehmen bis 50 Mitarbeitern und unter 100 Mitarbeitern. „Hilfreiche Projekte wie die Initiative-S und botfrei.de von eco und der EuroCloud Star Audit helfen bereits als Leuchttürme, diese Hürden zu überwinden. Um jedoch den hohen Aufklärungsbedarf zu erfüllen und Deutschland und Europa erfolgreich in die digitale Zukunft zu führen, sind weitere Aufklärungskampagnen unabdingbar. Dazu gehören auch Informationsportale und Marktplätze mit entsprechenden Aussagen zu den für KMU relevanten Kriterien“, unterstrich Andreas Weiss, Direktor EuroCloud Deutschland_eco e.V.
Sicherheitsmängel: Bedenken zum Datenschutz
Bei Sicherheitsthemen steht insgesamt das Risiko des Datenzugriffs unberechtigter Dritter im Vordergrund, knapp mehr als die Hälfte der Unternehmen hat Bedenken wegen Unklarheiten zum Datenstandort und der Serviceverfügbarkeit. Mehr als 50 Prozent der Teilnehmer gaben an, dass eine weitere Flexibilisierung von IT-Systemen, die weniger auf den betrieblichen Arbeitsplatz und die Kernarbeitszeit fokussiert sind, erforderlich sei – und insoweit auch der Einsatz von Cloud-Diensten zunehmen kann. Über alle Länder gesehen ist das Vorhandensein eines IT-Sicherheits- oder Compliance-Beauftragen die am häufigsten genannte fehlende Sicherheitsmaßnahme, wohingegen in Deutschland das Fehlen eines Managementsystems für mobile Endgeräte am häufigsten aufgeführt wurde.
Fahrplan zur Digitalen Aufklärung 2.0
Der vorliegende Report zeigt ein enormes Aufklärungs- und Informationsbedürfnis bei KMU über Vorteile und Vorbehalte im Cloud Computing. Informationen über Einsatzmöglichkeiten von der Flexibilisierung von Arbeitsplätzen und Arbeitszeiten bis zu veränderter Kundenansprache sind relevante Themen wie auch aktuelle Fragen zur Sicherheit und Datenschutzanforderungen.
Für eine breitenwirksame Ansprache sollten jedoch besondere Bedürfnisse beachtet werden. Aus der Sicht der Verfasser des Reports sind weitere Maßnahmen unerlässlich. Dazu gehören individualisierte Informationsmaßnahmen mit konkreten Anwendungsbeispielen, die Bündelung bestehender Informationsangebote und ein verbesserter Dialog und Zusammenarbeit aller Beteiligten einschließlich Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Anwendern zu den Chancen und Fragen des Cloud Computing. Die gemeinsame Initiative des Cloud-Scout und ihre europäische Fassung in Kooperation mit Digital Europe und zahlreichen Partnerverbänden ist dafür ein guter Anfang.
Weitere Infos: www.sicher-im-netz.de/sites/default/files/download/cloudreport2015_web.pdf