Die Mehrheit der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer erlebt ihren Beruf als vielseitig und abwechslungsreich. Allerdings stuft nur die Hälfte das Verhältnis zwischen Arbeit und Privatleben als zufriedenstellend ein, wie eine aktuelle Umfrage unter 2.000 Berufstätigen im Auftrag der Initiative für Gesundheit und Arbeit (iga) ergab. Da wundert es nicht, dass Work-Life-Balance nicht nur bei gut ausgebildeten Nachwuchskräften ein wichtiges Kriterium bei der Wahl eines Arbeitgebers ist. Doch Ausgewogenheit zwischen Arbeits- und Privatleben mit kurzen Arbeitszeiten gleichzusetzen greift nicht weit genug. Dr. Karin Müller, Fachgebietsleiterin Betriebliches Gesundheitsmanagement bei TÜV Rheinland: „Wichtig ist, dass die Arbeitsaufgabe als sinnhaft und befriedigend erlebt und die eigene Person sowie ihre Leistung von Kollegen und Vorgesetzten anerkannt wird.“ Bleibt neben dem Beruf ausreichend Freiraum für die persönlichen Ziele, wirkt sich auch eine hohe Arbeitsbelastung nicht negativ auf die Gesundheit aus.
Feste Zeiten der Nichterreichbarkeit
Was als Gleichgewicht zwischen Arbeit und Freizeit empfunden wird, ist von individuellen Faktoren wie dem Alter, der Persönlichkeit, den Zielen und Werten sowie der Lebenssituation abhängig. Um unterschiedlichen Bedürfnissen wie sportlichen Ambitionen, dem Engagement in sozialen Projekten, der Betreuung von Kindern oder pflegebedürftigen Angehörigen entgegen zu kommen, stehen Arbeitgebern verschiedene Alternativen zur Verfügung. Sie reichen von flexiblen Arbeitszeiten über Arbeitszeitkonten bis hin zur Telearbeit. Damit weder Arbeitgeber noch Arbeitnehmer mit diesen Arbeitszeitmodellen eine ständige Erreichbarkeit verbinden, sollten feste Zeiten der Nichterreichbarkeit vereinbart werden, beispielsweise am Wochenende, abends und im Urlaub.
Arbeitnehmer empfinden individuelle Arbeitszeitmodelle dann als erfüllend, wenn neben dem Beruf ausreichend Zeit für soziale Kontakte und eigene Interessen bleibt. Das setzt voraus, dass der eigene Lebensstil regelmäßig kritisch hinterfragt wird. Diese Selbstreflektion kann beispielsweise durch ein Coaching unterstützt werden. Darüber hinaus helfen Kenntnisse über Entspannungstechniken und eine gesunde Lebensweise in der Freizeit beruflichen Stress gezielt abzubauen. Vermittelt werden sie beispielsweise in Seminaren oder Workshops im Rahmen von Konzepten zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement von TÜV Rheinland. Weniger negatives Stresserleben wirkt sich positiv auf das Wohlbefinden aus und trägt langfristig zur Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter bei. Dauerhafter Stress hingegen führt auf Dauer zu gesundheitlichen Schäden wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Stoffwechselstörungen oder depressiver Verstimmung und damit verbundenen Arbeitsunfähigkeitstagen.
Auszeiten fördern die Kreativität
Von einer ausgeglichenen Work-Life-Balance profitieren Arbeitgeber in mehrfacher Hinsicht: Die so gezeigte Wertschätzung fördert die Motivation und Loyalität der Mitarbeiter und das Unternehmen positioniert sich als attraktiver Arbeitgeber. „Eine gestörte Balance zwischen Arbeit und Freizeit wird als Belastung empfunden. Dieser Stress kann die geistige Leistungsfähigkeit, Flexibilität und Kreativität einschränken – Fähigkeiten, die im modernen Arbeitsalltag unverzichtbar sind und in Zukunft sicher in noch größerem Maß benötigt werden“, erläutert Müller.
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