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Unternehmerumfrage: EZB schafft Unsicherheit im deutschen Mittelstand

„Die Europäische Zentralbank (EZB) sorgt für Unsicherheit im deutschen Mittelstand. Ihr Plan, über niedrige Zinsen eine höhere Kreditvergabe und damit mehr Investitionen anzufachen, geht nicht auf. Es ist daher Zeit für ein Ende der Nullzins-Politik.“ Das erklärt Mario Ohoven, Präsident des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft (BVMW), zu einer kürzlich veröffentlichten Umfrage unter mehr als 1.100 Mitgliedsunternehmen. Für mehr als zwei Drittel (68 Prozent) der befragten Mittelständler überwiegen in der gesamtwirtschaftlichen Betrachtung die Risiken der EZB-Politik den Nutzen. Lediglich 13 Prozent bewerten den volkswirtschaftlichen Nutzen höher als die Risiken. Der Mittelstand befürchtet infolge der Niedrigzinspolitik vor allem Blasenbildung durch Spekulation, Überschuldung in der Eurozone sowie erhebliche Ertragsprobleme bei heimischen Sparkassen und Banken. Wenn die Zinsen auf ein normales Niveau zurückkehren werden, werden Krisen bei Staaten und Unternehmen wahrscheinlicher. Bezogen auf ihre Unternehmen sehen die Mittelständler negative Effekte durch geringere Zinseinnahmen und höhere Unsicherheit. Dazu kommen höhere Pensionslasten für die Altersvorsorge. Insgesamt halten sich negative und neutrale Einschätzungen aus betriebswirtschaftlicher Perspektive mit je etwa 40 Prozent die Waage.

Der BVMW fordert ein Ende der Nullzinspolitik

Ohoven rät der EZB zu einem Ende der Nullzinspolitik: „Stabile Preise sind eine Voraussetzung für Vertrauen. Vertrauen ist wiederum eine Voraussetzung für eine gesunde Wirtschaft. Deshalb ist das Ziel der Preisniveaustabilität in den Statuten der EZB festgeschrieben. Und dennoch verfehlt die EZB das übergeordnete Ziel, Vertrauen in der Wirtschaft zu schaffen. Im Moment passiert genau das Gegenteil. Vertrauen beruht eben nicht nur auf steigenden Anleihenkursen und sinkenden Renditen. Um das zu verstehen, muss der EZB-Rat seine Türme verlassen und auf die Erde zurückkehren.“
„Der Plan der EZB, über niedrigere Zinsen eine höhere Kreditvergabe und damit mehr Investitionen anzufachen, geht nicht auf. Entweder setzt die EZB also auf die falschen Instrumente oder sie verfolgt doch andere Ziele. Falls es ihr Hauptaugenmerk ist, eine Staatspleite in der Euro-Zone zu verhindern, dann sollte sie dies auch offen sagen.“ , so der Mittelstandspräsident weiter.

Nur jeder fünfte Unternehmer sieht positive Effekte für sein Unternehmen

In der Umfrage zur EZB-Politik waren auch zwei offene Fragen mit der Möglichkeit zu Freitextantworten enthalten. Eine beispielhafte Antwort: „Theoretisch könnte das ja zu mehr Unternehmenskrediten führen und damit zu Investitionen. Bloß praktisch wird das kaum wirksam, denn auch eine kreditgetriebene Investition braucht Amortisation über entsprechende Umsatzsteigerungen.“
Ein anderer befragter Unternehmer gab diese Angabe: „Diese Niedrigzinsphase setzt den Kulturmechanismus des Sparens und Investieren außer Kraft. Das ist ein gesellschaftliches Experiment, das sich nicht einmal die Kommunisten durchzuführen wagten: man konnte in der DDR nicht alles kaufen, aber sparen wurde nicht verboten oder sinnlos gemacht. Eine jahrhundertealte Tradition, die Deutschland stark gemacht hat, wurde außer Kraft gesetzt – das ist ein Desaster.“

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