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Verbände wollen flexiblere Arbeitszeiten

Den bayerischen Wirtschaftsverbänden ist das deutsche Arbeitszeitgesetz schon lange zu unflexibel. Daher fordern sie seit kurzem in einer Kampagne eine neue Regelung, die eine weniger starre Einteilung der Wochenarbeitszeit erlaubt.

Insgesamt sind 31 Mitgliedsverbände der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) daran beteiligt. Die Kampagne mit dem Motto „So möchte ich arbeiten!“ soll noch bis zur Bundestagswahl im September laufen.

10 Stunden Grenze soll wegfallen

Gefordert wird unter anderem, dass die Arbeitszeit weg von einer eher täglichen Betrachtung hin zu einer wöchentlichen Betrachtung mit maximal 48 Stunden pro Woche geregelt wird. Die tägliche Mindestruhezeit soll betrieblich entsprechend der jeweiligen Aufgaben und Tätigkeiten festgelegt werden. Damit wird unter anderem verlangt, die Begrenzung der täglichen Arbeitszeit auf maximal zehn Stunden aufzugeben.

Denn die jetzige Regelung passt nicht mehr zur wirtschaftlichen Realität, argumentieren die Befürworter. So sei das Arbeitszeitgesetz und die betreffenden Regeln aus den 70er und 80er Jahren und deshalb nicht mehr zeitgemäß. Das kritisiert auch vbw-Präsident Gaffal: „Die Praxis sieht heute ganz anders aus, als es im Arbeitsgesetz steht.“ Digitalisierung und Globalisierung haben die Arbeitswelt maßgeblich verändert. Deshalb müssten die Arbeitszeitregelungen angepasst werden – mit flexiblen Lösungen für die Wochenend- und Schichtarbeit, mehr individuellem Spielraum und Raum für die Bedürfnisse unterschiedlicher Branchen.

Belegschaften sind gespalten

Kürzlich hat auch die IG Metall eine Reform der Arbeitszeiten gefordert, auch wenn sich 96 Prozent ihrer Mitglieder weiterhin Beschränkungen der Höchstarbeitszeit wünschen. Dennoch unterstützen zahlreiche Arbeitnehmer die Forderung ihrer Arbeitgeber. Andererseits sehen einige Gewerkschaften und ihre Mitglieder auch die Gefahr, dadurch längere Arbeitszeiten zu etablieren.

Doch diesen Vorwurf bestreiten die Arbeitgeber energisch. Nicht um die Erhöhung des Arbeitszeitvolumens gehe es, sondern darum, dieses flexibler als heute zu verteilen, sagt vbw-Präsident Gaffal. Lediglich der Spielraum der EU-Richtlinie soll ausgeschöpft werden, die eine Höchstwochenarbeitszeit von den geforderten 48 Stunden vorsieht.

Das Arbeitszeitgesetz ist ein Bundesgesetz. Die Zuständigkeit für eine neue Regelung liegt damit beim Bund. Mit der Kampagne greift die bayerische Wirtschaft also ein bundesweites Thema auf. Durch den geplanten Zeitrahmen der Kampagne bis zur Bundestagswahl und der großen Zahl an unterstützenden Verbänden soll Druck auf die Politik in Berlin gemacht werden.

Und das zeigt Wirkung: Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hat sich bereits für die Wünsche aus der Wirtschaft aufgeschlossen gezeigt und angekündigt, dass er nach der Bundestagswahl für Änderungen des Arbeitszeitgesetzes kämpfen werde. In einem „Weißbuch Arbeiten 4.0“ sieht das Bundesarbeitsministerium erste Möglichkeiten einer flexibleren Arbeitszeit vor.

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