Schaut man sich die Zahl der Unternehmensgründungen in den letzten Jahren an, wird ein erstaunlicher Trend deutlich: Offenbar haben immer weniger junge Menschen Freude daran, ein eigenes Unternehmen zu gründen. Überraschend ist das angesichts der guten Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt nicht. Trotzdem hat das Bundeswirtschaftsministerium vor wenigen Wochen eine Gründungsoffensive gestartet. Das erklärte Ziel ist es, die Zahl der Existenzgründungen in Deutschland wieder zu erhöhen. Der Bundeswirtschaftsminister will ambitionierte junge Menschen dazu ermutigen, den Sprung in die Selbstständigkeit zu wagen und sich den Traum von ihrem eigenen Unternehmen zu erfüllen. Ins Leben gerufen wurde die Initiative von den wichtigsten Arbeitgeber-, Industrie- und Handwerksverbänden wie der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), dem Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) und dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK).
Versicherungsbranche bei Gründern weiter beliebt
In der Finanz- und Versicherungsbranche ist von einer anhaltenden Gründungsmüdigkeit hingegen wenig zu spüren. Seit 2017 sind mehrere Start-ups auf den Markt gekommen, die zum Teil mit hohen Finanzierungssummen unterstützt wurden. Das Start-up Wefox hat unter dem Namen „One“ eine Hausrat- und Haftpflichtversicherung herausgebracht, die vollständig über eine App beantragt und verwaltet wird. Selbst die Schadensmeldung wird über die App abgesetzt. Auch das Start-up Coya – unterstützt durch eine Anschubfinanzierung in Höhe von rund zehn Millionen US-Dollar – ist mit der Entwicklung einer digitalen Sach- und Unfallversicherung beschäftigt, die bisher nur für Privatkunden angeboten wird. Sogar in der privaten Krankenversicherung fassen die jungen Unternehmen Fuß, wie Ottonova beweist. Den Investoren war das Münchner Start-up 40 Millionen Euro wert.
InsurTechs als vielversprechender Trend
Immer häufiger setzen ambitionierte Jungunternehmen auf die Chancen der Digitalisierung. Es scheint, als sollte sie die Versicherungsbranche zunehmend unter Druck setzen. Die sogenannten InsurTechs sind auf dem Vormarsch, sie dürften den etablierten Versicherungsunternehmen das Leben in Zukunft noch sehr schwer machen. Schon das Finanzierungsvolumen, das für einige der bekanntesten Start-ups aufgebracht wird, beeindruckt. Allein im Jahr 2018 wurden finanzielle Mittel in Höhe von rund 100 Millionen Euro für InsurTech-Start-ups zur Verfügung gestellt. Dabei handelt es sich um technologiegetriebene Jungunternehmen, die die Versicherungsbranche mit Hilfe von digitalen Technologien grundlegend verändern wollen.
Versicherer müssen sich der Digitalisierung stellen
Für die großen Versicherungsunternehmen dürfte es immer schwerer werden, sich gegen die aufstrebenden Start-ups zu behaupten. Zwar punkten sie mit einem umfassenden Produktportfolio, mit einem gut aufgestellten Außendienst und mit einem renommierten Namen. Doch vielen Versicherten ist heute neben einer weitreichenden Absicherung ein attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis wichtig. Außerdem will man sich flexibel und unabhängig über mögliche Versicherungslösungen informieren und keine Zeit mit einem Beratungsgespräch verlieren. Die etablierten Versicherungsunternehmen müssen auf diese Kundenwünsche Antworten finden und ihre Prozesse der zunehmenden Digitalisierung anpassen. Eine interessante Kombination könnte eine individuelle Beratung durch einen erfahrenen Versicherungsmakler in Verbindung mit guten und preiswerten Versicherungen sein.
Einige junge Unternehmen aus der Versicherungsbranche haben diesen vielversprechenden Trend bereits erkannt und sich entsprechend auf dem Markt positioniert. Die Segura GmbH mit Sitz in Erlangen verbindet zum Beispiel die Vorteile von digitaler Technik mit der sofortigen Verfügbarkeit von Informationen im Internet und einer maßgeschneiderten Beratung. Das Konzept könnte aufgehen und damit auch für andere Gründer attraktiv sein, die sich den Traum von einem eigenen Unternehmen in der Versicherungsbranche erfüllen möchten.