Brasilien hat in den letzten 20 Jahren eine bemerkenswerte Entwicklung erlebt, die gekennzeichnet ist von Wirtschaftswachstum, makroökonomischer Stabilität und dem Abbau sozialer Ungleichgewichte. Allerdings legt die nun seit einigen Jahren anhaltende schwächere Entwicklung der Wirtschaftszahlen inzwischen ein Umlenken in der Wirtschaftspolitik nahe. Das konsumorientierte BIP-Wachstum, das vor allem vom Konsum privater Haushalte sowie einem ausgabefreudigen Staat getragen wurde, stößt zunehmend an seine Grenzen. Ohne eine Erhöhung der niedrigen Investitionsquote und einer Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit, dürfte es Brasilien in den kommenden Jahren schwer haben, sein Potential auszuschöpfen.
Inflation und Leitzins sind hoch
Eines der größten Probleme des Landes ist die hohe Inflation. Mit 5,9% lag die Inflationsrate 2013 erneut deutlich über dem Zielwert von 4,5% der Zentralbank. Um dem entgegen zu wirken hat die Zentralbank im April 2013 einen restriktiveren geldpolitischen Kurs eingeschlagen und den Leitzins Selic mehrfach auf bis zu 11% angehoben. Der Realzins liegt damit bei über 4% und gehört zu den höchsten weltweit.
Erdöl sichert den Staatshaushalt
Durch die Erschließung der 2008 entdeckten umfangreichen Rohöl- und Erdgasvorkommen an der südöstlichen Atlantikküste könnte Brasilien zu einem der wichtigsten Erdölproduzenten weltweit aufsteigen. Vom großen Reichtum des Landes an diesen Rohstoffen und den sportlichen Großereignissen, die FIFA- WM 2014 und den Olympischen Spielen 2016, gingen bisher aber wesentlich weniger Wachstumsimpulse aus, als erwartet.
Umfangreiche Investitionsvorhaben
Zum Ausbau der Infrastruktur setzt die brasilianische Regierung vor allem auf das Programm zur Beschleunigung des Wirtschaftswachstums (PAC – Programa de Aceleração do Crescimento) dar. Das Gesamtvolumen des PAC-Programms 1 beträgt über 1,1 Bio. Reais (ca. 380 Mrd. €). Ein Großteil der Investitionen soll durch öffentliche und private Unternehmen erfolgen. 2010 wurde PAC 1 durch „PAC 2“ verlängert und noch einmal kräftig aufgestockt: Das Konjunkturprogramm für den Zeitraum 2011-2014 hat seinen Schwerpunkt in den Bereichen Energie, Infrastruktur und sozialem Wohnungsbau.
Vor allem der Energiebereich kämpft mit ernsthaften strukturellen Problemen. Großflächige Stromausfälle und zeitweise drohende Stromrationalisierung haben zu einer Diskussion über die Versorgungssicherheit und die Notwendigkeit einer Erweiterung und Diversifizierung der zu rd. 70% auf Großwasserkraft beruhenden Stromerzeugung geführt. Neu- und Modernisierungsinvestitionen sind dringend notwendig.
Freihandelsabkommen sind in Planung
Zum Schutz der brasilianischen Industrie greift Brasilien u.a. auch auf steuerliche Maßnahmen zurück, die Einfluss auf den Handel haben, wie z.B. das Programm “Innovar-Auto”, das brasilianische Hersteller im Kfz- und Teilebereich von bestimmten Steuern unter bestimmten Umständen ganz oder teilweise ausnimmt. Die Europäische Kommission hat Ende 2013 im Hinblick darauf ein Konsultationsverfahren vor der WTO eingeleitet. Brasilien war 2013 das Land, das die meisten neuen Anti-Dumping-Verfahren eingeleitet hat.
Ein besonderer Schwerpunkt der Außenwirtschaftspolitik Brasiliens bleiben der Mercosul und Südamerika insgesamt. Brasilien setzt sich für Fortschritte bei den Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen zwischen Mercosul und der EU ein. Die Verhandlungen kommen aber weniger schnell voran als erhofft. Beim EU-Brasilien-Gipfel im Februar 2014 einigte man sich darauf, zu gegebener Zeit Marktzugangsangebote auszutauschen.
Der BVMW: Vor Ort in Braslilien
Die jährlich stattfindenden Deutsch-Brasilianischen Wirtschaftstage, das bedeutendste bilaterale Wirtschaftstreffen für Unternehmer aus beiden Ländern, verzeichnete 2013 mit über 2000 Teilnehmern einen Besucherrekord. Übrigens ist auch der Bundesdverband mittelständische Wirtschaft mit einem Auslandsbüro in Bralien vertreten. Umfangreiche Informationen zur Wirtschaft in Brasliein, zu bevorstehenden Veranstaltungen und zu den Aktivitäten des Auslandsbüros finden Sie hier: http://www.bvmw.de/auslandsvertretungen/auslandsbueros/brasilien.html
(Textquelle: Auswärtiges Amt)
Ihr
Achim von Michel
Herausgeber mittelstandinbayern.de und Landesbeauftragter BVMW Bayern