Überall mit dem Smartphone online gehen zu können bedeutet für immer mehr Menschen, eine Schnittstelle zwischen realer und digitaler Welt zu besitzen. So werden dieses Jahr erstmals mehr Smartphones als Handys verkauft (Bitkom im Februar 2012 zur „Zeitenwende auf dem Handy-Markt“). Die Folge: die Online-Kommunikation wird mobil und unterliegt neuen Herausforderungen.
Betrachtet man die Entwicklung des Internets in den letzten zwanzig Jahren, ergeben sich die neuen Anforderungen als logische Folge des Web 2.0: Die Stillung des Mitteilungsbedürfnisses der Nutzer über Social Media schaffte es zu einer höheren Aussagekraft über Produkte und Dienstleistung als eine Anbieterbeschreibung. Die vormals monologartige Kommunikation der Marken im Internet (Web 1.0) wandelte sich in eine dialogartige. Man begann, der Zielgruppe zuzuhören und deren Stimme ernst zu nehmen, der Marktplatz Internet entwickelte sich von der Masse zur Klasse.
Durch die technischen Möglichkeiten von Smartphones und Tablet PCs steht im Web 3.0 nun das Filtern nach lokal relevanten Informationen im Vordergrund. Das bedeutet in Zahlen, dass 82% der Nutzer Smartphones zur Informationsbeschaffung und 75% zur Navigation nutzen. Interessant für Unternehmen ist dabei, dass 77% der Nutzer von mobilem Internet daraus Kontaktanfragen, und 44% Einkäufe tätigen (Google/Ipsos OTX MediaCT – The Mobile Movement Study, April 2011), wodurch das Web 3.0 zum Motor für den lokalen Markt wird.
Unternehmen im Web 3.0 positionieren
Über das mobile Internet gibt es verschiedene Möglichkeiten, relevante Angebote zu positionieren. Im Fokus stehen, wie auch im „normalen Internet“, die Suchmaschinen. Diese indexieren schon seit Jahren mobil optimierte Webseiten besser als nicht optimierte Webseiten. Neben Google und Bing ist hierbei aber auch die Auffindbarkeit in App-Stores und (mobilen) Social Media zu nennen.
Dabei gibt es auch Möglichkeiten, seiner lokalen Kundschaft digitalen Mehrwert zu bieten. So können Kunden QR-Codes (3D-Barcodes ) mit ihrem Smartphone scannen und werden dann auf die digitale Marketingmaßnahme des Unternehmens weitergeleitet. Was früher beispielsweise eine Stempelkarte war, ist heute eine App, worüber man mit den Käufern bzw. „Stemplern“ kommunizieren kann, anstatt sie wie früher nur vor Ort beim stempeln zu treffen.
Auch das Bezahlen per Smartphone (Mobile Payment) wird sich im Web 3.0 entwickeln. Dabei unterscheidet man direkte Bezahlverfahren, bei dem Nutzer mit ihrem eigenen Smartphone bezahlen von den indirekten Bezahlverfahren, bei dem Nutzer ihre EC- und Kreditkarte durch einen Adapter auf einem Smartphone ziehen und damit beispielsweise bei fliegenden Händlern bezahlen können, bei denen vormals nur die Barzahlung möglich war.
Worauf es im mobilen Markt ankommt
Als Leitwort zur erfolgreichen Positionierung im Internet von heute nutzen wir den Begriff OPEN: Das steht für On-Demand, Personal, Engaging und Networked. Mit On-Demand bezeichnen wir Lösungen, die von jedem Endgerät aus und möglichst ohne Hemmschwellen wie Registrierungen, Downloads oder ähnlichem erreichbar sind. Durch die höhere Ablenkung von mobilen Nutzern gilt es hier, besonders einfache und selbsterklärende Lösungen bereitzustellen.
Um mit den Nutzern über ihre persönlichen Begleiter – die Smartphones – zu kommunizieren, ist eine direkte Ansprache und der persönliche Kontakt zum Unternehmen wichtig. Die Inhalte sollten dabei genau auf die Bedürfnisse der Nutzer ausgerichtet werden. Verhält sich das Unternehmen authentisch, interessiert und familiär, ist es möglich, Emotionen in seiner Zielgruppe zu wecken und diese zur Weiterempfehlung zu gewinnen.
Bietet man ihnen darüber hinaus unterschiedliche Möglichkeiten – sowohl über Social Media als auch über Follow up’s – an, sich mit dem Unternehmen zu vernetzen, bleibt man mit seinen Kunden im Dialog und bietet eine Möglichkeit zur Loyalität.
Die Entwicklung des Multichannel-Marktes
In diesem und nächsten Jahr wird sich E-Commerce zum Everywhere Commerce etablieren. Online wird immer stärker mit Offline verknüpft und umgekehrt. Darauf wird der lokale Handel besonders reagieren müssen, da dieser in Deutschland im Gegensatz zu anderen Ländern bis dato noch wenig Fokus auf die Möglichkeiten des Internet gesetzt hat.
Die Wichtigkeit von Lösungen zur mobilen Informationsbeschaffung wird aus einer Befragung, was Nutzer aufgeben würden, um ihr Smartphone zu behalten, deutlich: Der „The Mobile Movement Study“ von Google/Ipsos OTC MediaCT vom April 2011 zufolge würden 43% der Nutzer lieber aufhören Bier zu trinken, als ihr Smartphone aufzugeben. Als Substitut für Schokolade betrachten es 36%, und 20% für Kabelfernsehen.
Über den Autor:
Severin Lucks ist Gründer und Geschäftsführer von deLucks, der Internet Manufaktur in München. Weitere Informationen: www.delucks.com
2 Kommentare
Der Artikel von Severin Lucks zeigt kurz und knapp, mit welchen Herausforderungen aber eben auch praktischen Lösungen der Smartphone-User zukünftig konfrontiert sein wird. Der Begriff OPEN = On-Demand, Personal, Engaging und Networked umschreibt meines Erachtens bereits heute die Bedürfnisse der User von morgen.
Jederzeitige, einfache, persönliche Erreichbarkeit und die Chance, Erkenntnisse und gewonnenes Wissen unmittelbar in sein berufliches wie auch privates vernetztes Umfeld weiterzuleiten sind die bestimmenden Faktoren und werden bereits heute genutzt.
Ziel muß es sein, diese Möglichkeiten der breiten Masse der Bevölkerung aufzuzeigen. Erst dann wird der Nutzen auch für jeden einzelnen Konsumenten und User rasch spürbar: direktes Marktfeedback an das Unternehmen. In guten und in schlechten Zeiten. Die Unternehmen sollten sich auf hochkommunkative Zeiten einstellen!
„hochkommunkative“ = hochkommunikative oder auch hochkommunikreative :))
PS: Die mobile Revolution ist schon beinahe vollendet, 2015 hat fast jeder Deutsche ein Smartphone oder einen Tablet-PC und das Web 3.5 ist Vergangenheit, es lebe die Digitale Vision und das Web 4.0