Der Freistaat und die Volksrepublik weiten aktuell ihre Wirtschaftsbeziehungen aus: Bayerns Wirtschaftsminister Franz Josef Pschierer ist gerade für vier Tage nach Chengdu, Hauptstadt der chinesischen Provinz Sichuan, gereist. Dabei wird der Minister von einer 30-köpfigen Delegation begleitet, die sich aus Vertretern von Unternehmen der Elektronik-Branche, des Maschinenbaus, des Krankenhausbaus sowie der Umwelttechnologie zusammensetzt. Die Unternehmensvertreter möchten in China Kontakte knüpfen und von den Erfahrungen bereits vor Ort tätiger Unternehmen profitieren.
China überholt USA als wichtigsten Handelspartner Bayerns
„Wir wollen neue Felder der Zusammenarbeit erschließen. Sowohl unsere politischen als auch unsere wirtschaftlichen Beziehungen sind eng und freundschaftlich. Das bilaterale Handelsvolumen ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. China ist mit einem Handelsvolumen von über 31 Milliarden Euro unser zweitwichtigster Handelspartner in der Welt. Im ersten Quartal 2018 lag China mit einem Handelsvolumen von 8,2 Milliarden Euro sogar auf Platz eins. Deshalb wird der gegenseitige wirtschaftliche Austausch mit China auch zukünftig einen hohen Stellenwert in der bayerischen Außenwirtschaftspolitik haben“, so Pschierer zum Zweck seiner Auslandsreise.
Neue bayerische Repräsentanz in China
Pschierer eröffnet außerdem in Chengdu bereits die dritte bayerische Repräsentanz in China. In keinem Land der Welt hat Bayern mehr Repräsentanzen. Bereits 1997 war die erste Repräsentanz in Shandong und 2013 die zweite in Shenzhen, Guangdong, eröffnet worden. „Chengdu ist nicht nur Ausgangspunkt der ‚neuen Seidenstraße‘, sondern zweifelsohne eine Boomregion im Westen Chinas. Ich bin überzeugt, dass durch unsere neue Repräsentanz der Austausch und die Zusammenarbeit zwischen unseren Ländern noch intensiver und einfacher wird: für unsere bayerischen Unternehmen, die den Sprung ins China-Geschäft machen wollen, ebenso wie für die chinesischen Unternehmen, die mit Bayern ins Geschäft kommen oder hier investieren wollen“, so Pschierer. Mit der Zugverbindung zwischen Chengdu und Nürnberg gibt es bereits heute eine direkte Verbindung zwischen Bayern und China mit rund 100 Güterzügen im Jahr. Der Zug benötigt für die Strecke etwa 15 Tage, ist damit aber noch bedeutend schneller als das Schiff (bis zu 40 Tage). Bayern könne sich somit als Drehkreuz zwischen Ost und West weiter etablieren – mit Chengdu als Ausgangspunkt.
Einsatz für faire Wettbewerbsbedingungen in China
Der bayerische Wirtschaftsminister wird in Chengdu zu politischen Gesprächen mit dem Vize-Gouverneur der Provinz Sichuan Zhu Hexin und der Vize-Bürgermeisterin der 15-Millionen-Einwohner-Stadt Liu Xiaoliu zusammentreffen. Auch eine Besichtigung der Hyperloop-Teststrecke und ein Austausch mit dessen Forscherteam steht auf dem Programm. Pschierer will sich auf der Reise für gleiche, faire Wettbewerbsbedingungen für bayerische Unternehmen in China einsetzen. Dazu gehöre eine Angleichung der Investitionsbedingungen. „Ich bin überzeugt, von offenen Märkten mit fairem Wettbewerb und freiem Zugang profitieren immer beide Seiten – eine echte Win-Win-Situation. Wir stehen zum Freihandel. Gerade in Zeiten, wo andernorts auf Protektionismus und Strafzölle gesetzt wird, ist das ein richtiges und wichtiges Signal. Ich bin sehr froh, dass wir hier gemeinsam mit China an einem Strang ziehen. Gleichzeitig wünschen wir uns, dass China schneller und konsequenter an der Umsetzung dieses gemeinsamen Ziels arbeitet“, so Pschierer.
Bayerische Unternehmen investierten bis Ende 2016 über 22 Milliarden Euro in China, das sind 12 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Bayerische Unternehmen sind insgesamt an 472 Unternehmen in China mit 187.000 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von knapp 80 Milliarden Euro beteiligt. Im Gegenzug waren bis Ende 2016 chinesischen Firmen an 24 bayerischen Unternehmen mit insgesamt 5.000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von knapp unter einer Milliarde Euro beteiligt.