In München kam Anfang Juni die Bayerische Staatsregierung zusammen, um über die zukünftige Energiepolitik zu beraten. Im Zentrum des Treffens standen Versorgungssicherheit, Stromnetze und Photovoltaik. Themen, die angesichts der voranschreitenden Energiewende in der politischen Agenda ganz nach oben gehören. Denn bis 2022 soll das letzte Kernkraftwerk in Deutschland vom Netz genommen werden, womit ein Drittel der Stromerzeugung in Bayern entfällt. Vor dem Hintergrund, dass Deutschland im europaweiten Vergleich nach Dänemark die höchsten Strompreise zahlt, muss eine Lösung gefunden werden, wie der Kostenanstieg bei den regenerativen Energien gebremst und die gewerblichen Stromkunden in Bayern entlastet werden können. Nur so ist eine mittelstandsfreundliche Energiewende möglich.
Finanzielle Belastung durch Energie für KMU gesunken
Die bisherige Bilanz ist erfreulich: Laut einer Studie der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) ist die Belastung durch Energiekosten für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) deutschlandweit gesunken. Dies geht aber vor allem auf die gesteigerten Bemühungen der KMU zurück, energieeffizienter zu werden: mehr als 1,4 Millionen Unternehmen haben dafür zwischen 2014 und 2016 konkrete Maßnahmen vorgenommen, mehr als noch im Zeitraum von 2011- 2013. Auch die Art der Maßnahmen zur Kosteneinsparung hat sich verändert: während noch vor einigen Jahren zaghafte Vorstöße wie Mitarbeiterschulungen zu Verhaltensänderungen vorgenommen wurden, liegt nun der Fokus auf kapitalintensiveren Bemühungen: Besonders in die Energieeffizienz von Anlagen und Geräten sowie von Fahrzeugen wird vermehrt investiert.
Mittelstand bemüht sich um Energieeffizienz
Die aktiven Bemühungen des Mittelstands um mehr Energie- und Kosteneffizienz zahlen sich aus; zusätzlich können die KMU von den gesunkenen Preisen der fossilen Brennstoffe profitieren. Während die Preise für Heizöl und andere Mineralölprodukte in den letzten Jahren deutlich billiger geworden sind, ist der Strompreis hingegen deutlich angestiegen und erreichte im April diesen Jahres ein neues Rekordniveau. Auch im europäischen Vergleich muss Deutschland für Strom mit am tiefsten in die Tasche greifen. Die hohen Strompreise treffen vor allem kleine und mittelständische Unternehmen und gefährden die internationale Wettbewerbsfähigkeit – dies steht der proaktiven Haltung der Wirtschaft gegenüber der Energiewende entgegen.
Nationale Ziele erfordern weiter Anstrengungen
Die Bemühungen der KMU reichen auch bei weitem nicht aus, um die nationalen Energieeinsparziele zu erreichen: bis 2020 soll der Primärenergieverbrauch um 20 Prozent reduziert werden. Dafür soll die Endenergieproduktivität, also das Verhältnis vom realen Bruttoinlandsprodukt zum gesamten Endenergieverbrauch, jährlich um durchschnittlich 2,1 Prozent gesteigert werden. Diese Zahl konnte in den vergangenen Jahren im Unternehmenssektor nicht realisiert werden, im Gegenteil: der Endenergieverbrauch im letzten Jahrzehnt stagnierte und die erzielten Effizienzgewinne reichten gerade aus, um den Mehrverbrauch an Energie durch eine wachsende Wirtschaft auszugleichen.
Der Bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger sieht in den Beschlüssen des Kabinetts zur Energiepolitik einen großen Durchbruch für die Energiewende. „Das Sonnenland Bayern baut das Potenzial der Sonnenenergie über mehr Photovoltaik deutlich aus. Mit Gaskraft und Kraft-Wärme-Kopplung garantieren wir die Versorgungssicherheit für den Industriestandort Bayern“, erklärte der Minister. Ein hoffentlich richtiger Schritt, um den anvisierten Energie- und Klimazielen näher zu kommen – ohne dabei den Mittelstand zu übergehen.